Einzelhandel Neustart von Schlecker für Oktober geplant

Düsseldorf · Im Oktober soll versucht werden, mit Filialen in drei Ländern Fuß zu fassen – auch in Nordrhein-Westfalen. Es gibt aber Zweifel am Erfolg des Konzepts des österreichischen Investors Patrick Landrock.

 Eine frühere Filiale der in insolventen Drogeriemarktkette in Berlin, auf einem Bild von 2016.

Eine frühere Filiale der in insolventen Drogeriemarktkette in Berlin, auf einem Bild von 2016.

Foto: Stefan Jaitner / dpa

Es ist ein halbes Jahr her, dass zum ersten Mal Meldungen auftauchten, wonach der österreichische Unternehmer Patrick Landrock den Namen Schlecker wieder aufleben lassen will. Damals war noch von einem möglichen Start in der ersten Jahreshälfte die Rede, doch daraus wurde nichts. Jetzt gibt es ein neues Datum: Im Oktober soll Schlecker neu starten, insgesamt sind 50 Filialen in Deutschland, der Schweiz und Österreich geplant, davon mehrere in Nordrhein-Westfalen. In der ersten Stufe soll es mit 39 Niederlassungen (32 in Deutschland, sieben in Österreich) losgehen. Auch die Zentrale könnte womöglich im bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland liegen, aber mehr hat Landrocks Unternehmen Kitz Venture noch nicht verraten. Gespräche über eine Ansiedlung der Zentrale in Österreich gestalteten sich im Frühjahr jedenfalls schwierig.

Nicht nur Branchenkenner fragen sich: Kann ein Revival mehr als zehn Jahre nach dem Ende des einstigen Branchenführers im Drogeriemarktgeschäft funktionieren? Es droht schwierig zu werden. Das hat auch damit zu tun, dass es dem deutschen Einzelhandel nicht an Kapazitäten fehlt. „Der deutsche Markt für Güter des täglichen Bedarfs ist besetzt wie kein anderer“, sagt der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein

Dazu kommt, dass für die meisten Beobachter der Name Schlecker immer noch für die Insolvenz steht, für die strafrechtliche Verurteilung des Firmengründers Anton Schlecker und seiner beiden Kinder, für mangelnde Modernisierung und immer schmuddeligere Filialen, für Bespitzelung von Mitarbeitern: „Der Name ist bekannt, aber auch verbrannt wie kaum ein anderer“, glaubt Heinemann. Jeder Experte, so meint er, hätte dem Käufer davon abgeraten, die Rechte an dem Namen zu kaufen.

Aber Patrick Landock will sich von möglichen Imageproblemen offenbar nicht beirren lassen. Unter der Bezeichnung „Schlecker+“ sollen stationärer Handel und Onlinehandel verwoben werden, Kunden im Internet bestellen und die Ware vor Ort abholen können. Das wiederum klingt in Zeiten, in denen Multi-Channel-Handel eine der meistbenutzten Vokabeln der Branche ist, alles andere als revolutionär. „Wenn man im Handel etwas Neues macht, dann muss das was Innovatives sein“, sagt Heinemann. „Das kann ich bei dem neuen Schlecker-Modell nicht erkennen.“

Vielleicht hilft es ja, dass Landrock, gebürtiger Schwabe, das Sortiment deutlich vergrößern will: „Schlecker wird in Zukunft kein reiner Drogeriemarkt mehr werden, sondern auch stark mit Produkten des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Lebensmitteln, Büro- sowie Baumarktartikel auftreten“, hieß es zuletzt in einer Pressemitteilung von Landrocks Unternehmen Kitz Venture.

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Foto: Ulrich Kettner / imago

Das ist in Deutschland für die breite Öffentlichkeit unbekannt. Kitz Venture hat sich auf Beteiligungen und Unternehmensgründungen spezialisiert, für die unter anderem per Crowdfunding über das Internet Geld von Anlegern eingeworben wird. Da sind Investoren für die Finanzierung des Schlecker-Deals auch schon mal sechs bis acht Prozent Zinsen angeboten worden. Was in Zeiten von Niedrigzinsen ein wenigstens erstaunliches Zahlungsversprechen ist. Und bei manchem Misstrauen wecken dürfte.

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