Belegschaft zum Lohnverzicht aufgerufen Neuer Hilferuf von Schaeffler

Berlin (RPO). Der angeschlagene Autozulieferer Schaeffler hat die Belegschaft um die Verschiebung der im Mai anstehenden Lohnerhöhung gebeten. Die vereinbarte Anhebung um 2,1 Prozent solle bei Schaeffler erst ab Dezember gelten. Familie Schaeffler sei außerdem bereit, Teile der Unternehmensgruppe zu verkaufen.

Dies sagte Unternehmenssprecher Detlef Sieverdingbeck am Montag in Herzogenaurach und bestätigte einen Bericht der "Nürnberger Nachrichten". Als Ersatz für den Lohnverzicht habe das Unternehmen eine Erfolgsbeteiligung angeboten, die 2011 erstmals ausgezahlt werden könne.

Der IG-Metall-Bezirk Bayern erklärte, es gebe Gespräche zwischen den Unternehmen und dem Betriebsrat. Die Schaeffler Gruppe wolle von der Klausel des letzten Tarifabschlusses Gebrauch machen, wonach die für Mai vorgesehene zweite Stufe der Lohnerhöhung um bis zu sieben Monate verschoben werden könne. Eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat gebe es aber noch nicht, sagte IG-Metall-Sprecher, Matthias Jena.

Gewerkschaften und Bundesregierung regierten unterdessen verhalten auf den erneuten Ruf der Schaeffler Gruppe nach staatlichen Hilfen. Der Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums, Steffen Moritz, sagte, zunächst müsse ein tragfähiges Konzept für die Zukunft Schaefflers vorgelegt werden. Auch ein Sprecher der Industriegewerkschaft Bergbau Chemie Energie betonte, es bleibe dabei, "dass die Schaeffler Gruppe ein tragfähiges Unternehmenskonzept vorlegen muss".

Die IG-Metall-Bezirksleitung in Bayern betonte zudem, dass es bei staatlichen Hilfen an Schaeffler nur um das Unternehmen und nicht um das Privatvermögen der Familie gehen dürfe. Zudem müsse Transparenz in die Unternehmensgruppe einziehen und es dürften konkurrierende Autozulieferer nicht benachteiligt werden, sagte Sprecher Jena.

Familie Schaeffler zum Teilverkauf bereit

Die Unternehmer Maria-Elisabeth und Georg Schaeffler hatten sich am Sonntag bereiterklärt, einen Teil ihrer Unternehmensgruppe zu verkaufen. Man wolle für die durch die globale Krise entstandenen Schwierigkeiten zusammen mit den Banken, mit möglichen Investoren und mit Hilfe der Politik eine gemeinsame Lösung finden. "Selbstverständlich halten wir dabei nicht einfach nur die Hand auf", betonten die beiden Schaeffler-Gesellschafter.

Die Gesellschafter seien bereit, sich von einem Teil ihres in der Schaeffler Gruppe steckenden Vermögens zu trennen und "mit dem Erlös die Verschuldung der Schaeffler Gruppe zurückzuführen". Nur hätten sie bislang "trotz aktiver Suche" keinen Investor dafür gefunden, erklärten Maria-Elisabeth und Georg Schaeffler. Daher brauchten sie eine "zeitlich begrenzte Unterstützung" des Staates.

Die Schaeffler-Gesellschafter kündigten an, sie wollten Bund und Ländern ein tragfähiges Konzept für die Unternehmensgruppe vorschlagen. Man sei sich im Klaren, dass die Tragfähigkeit dieses Konzeptes durch die zuständigen öffentlichen Stellen geprüft werde, "um sicherzustellen, dass im Rahmen dieser zeitlich befristeten Überbrückung nicht zu einer Belastung des Steuerzahlers kommt". Die Schaeffler Gruppe würde für die Überbrückung die gesetzlich vorgeschriebenen Zinsen und Gebühren zahlen. Die seit der Conti-Übernahme hoch verschuldete Unternehmensgruppe hatte vor zwei Wochen im Bundeswirtschaftsministerium um Hilfe nachgesucht.

(AP)
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