Ermittlungen des norwegischen Datenschutzes Neue Gefahr für die Facebook-Aktie

Düsseldorf · Am 16. August läuft die Haltefrist für Altaktionäre ab – der Aktienkurs dürfte weiter fallen. Seit Montag ermittelt der norwegische Datenschutz gegen Facebook, in den USA sinken die Nutzerzahlen. Das Ende einer Erfolgsstory?

Chronologie des Facebook-Aufstiegs
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Foto: afp, JUSTIN SULLIVAN

Am 16. August läuft die Haltefrist für Altaktionäre ab — der Aktienkurs dürfte weiter fallen. Seit Montag ermittelt der norwegische Datenschutz gegen Facebook, in den USA sinken die Nutzerzahlen. Das Ende einer Erfolgsstory?

Der Montag war ein guter Tag für Facebook: Das Unternehmen ist nicht wertloser als am Tag zuvor. Davor lief es allerdings nicht ganz so gut. Seit seinem Börsenstart am 18. Mai hat das Unternehmen rund die Hälfte seines Wertes an den Aktienmärkten verloren. Von ursprünglich 100 Milliarden Dollar sind knapp 50 Milliarden übriggeblieben. Damit droht Facebook ein Börsenfiasko wie davor nur wenigen Unternehmen: als unfassbar gute Idee gestartet, von Investoren gepusht, bleibt am Ende das Entsetzen Zigtausender Kleinanleger.

Letztlich war der Montag dann doch kein guter Tag für Facebook: Die norwegische Datenschutzbehörde hat nämlich wegen der Gesichtserkennungsfunktion eine Untersuchung gegen Facebook eingeleitet. Damit droht dem eigentlichen Kapital des Unternehmens — dem Vertrauen seiner Nutzer — eine weitere Belastungsprobe. Die norwegischen Datenschützer werden Facebook nicht in die Knie zwingen, doch die Nachricht passt zum Gesamtauftritt der einst so coolen Marke: Unter dem Druck seiner Aktionäre versucht das Freundschafts-Netzwerk weiterhin, ein funktionierendes Geschäftsmodell zu entwickeln.

Zahlreiche Klagen von Kleinanlegern

Dass Facebook eigentlich gar kein gewinnorientiertes Unternehmen und damit gänzlich ungeeignet für einen Börsengang ist, hat sein Erfinder Mark Zuckerberg in einem Brief an die Investoren bereits im Februar unverblümt zum Ausdruck gebracht: "Wir wachen morgens nicht auf mit dem Primärziel, Geld zu verdienen."

Dennoch drängte die federführende Bank Morgan Stanley darauf, den Ausgabekurs der Facebook-Aktie von ursprünglich 28 bis 35 Dollar auf 34 bis 38 Dollar zu erhöhen. Dabei war Analysten bereits im Frühjahr klargeworden, wie hilflos Facebooks Bemühungen sind, die mobile Version des Netzwerks mit der einzigen nennenswerten Einnahmequelle, den Werbeanzeigen, in einklag zu bringen.

Zuckerberg wollte kurz vor dem Börsengang dennoch den fantastischen Wert des Unternehmens verkünden: 100 Milliarden Dollar. In den USA sehen sich die großen Investoren mittlerweile zahlreichen Klagen von Kleinanlegern ausgesetzt. Der Vorwurf: Während öffentlich die Facebook-Aktie befeuert wurde, hatten die Banken ihre Gewinnerwartung bereits gesenkt — ohne die Öffentlichkeit zu informieren. Wer Bescheid wusste, trennte sich frühzeitig und durchaus gewinnbringend von seinen Aktienpaketen — die Mehrheit der Anleger verbrennt seit dem 18. Mai sukzessive ihr Geld.

Warten auf die profitable Geschäftsidee

Experten sehen keine Trendwende. Im Gegenteil: Wenn am 16. August die Haltefrist für Altaktionäre abläuft, wird das Aktienangebot sprunghaft steigen, der Preis weiter fallen. Wie so etwas aussieht, haben jüngst das Rabattportal Groupon und der Online-Spieleanbieter Zynga zu spüren bekommen. Obwohl die Anleger Verluste akzeptieren mussten, stießen sie ihre Aktien ab, der Aktienkurs von Groupon gab neun, der von Zynga acht Prozent nach. Wie das "Wall Street Journal" meldete, hat sich die Fondsgesellschaft Fidelity bereits im Juni von größeren Facebook-Aktienpaketen getrennt.

Um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen, müsste Facebook endlich eine profitable Geschäftsidee vorlegen — doch genau daran hapert es weiterhin. Unternehmen, die Facebook als Werbeplattform nutzen, wollen ihre Reichweite und damit den Erfolg ihrer Investition messen, doch Facebook gibt keine entsprechenden Daten weiter. Gleichzeitig stagnieren die Benutzerzahlen, in den USA gingen sie in den vergangenen sechs Monaten sogar um 1,1 Prozent zurück. Unlängst musste Facebook zudem einräumen, dass hinter rund 90 Millionen Nutzern in Wahrheit keine echten Personen stecken.

Da hilft es wenig, dass der wirtschaftliche Druck Facebook zu einem harscheren Umgang mit den Nutzern verleitet. Mit der Frage "Ist dies der echte Name des Freundes" machte sich Facebook vor Wochen auf, die echten und damit für die Werbung verwertbaren Identitäten seiner Nutzer zu ermitteln. Gleichzeitig bietet sich das Unternehmen unverhohlen Behörden an, will etwa über Chatprotokolle bei der vorbeugenden Suche nach künftigen Straftätern behilflich sein.

(RP/das)
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