Horst Piepenburg Neue Führung für PIN-Gruppe

Düsseldorf (RP). Das ursprüngliche Sanierungskonzept ist gescheitert. Jetzt übernimmt der Sanierungsexperte Horst Piepenburg das Ruder. Im Zentrum seiner Bemühungen stehen die regionalen Logistikzentren.

Der erfahrene Düsseldorfer Sanierungs-Experte Horst Piepenburg soll die PIN-Gruppe retten. Denn unter den extremen Mindestlohn-Auflagen der Bundesregierung kann auch Günter Thiel die PIN-Gruppe nicht weiterführen. Thiel hatte nach dem Ausstieg des Hauptgesellschafters Axel Springer zunächst geprüft, ob er als PIN-Geschäftsführer den wichtigsten privaten Briefzusteller Deutschlands nicht auf eigenes Risiko weiterführen kann. In einem neuen Gutachten der Unternehmensberatung Roland Berger wurde aber deutlich, dass die private Briefzustellung in Deutschland zum von der Bundesregierung am Freitag beschlossenen Mindestlohn von bis zu 9,80 Euro pro Stunde kaum wirtschaftlich betrieben werden kann.

Eine Gruppe von Minderheitsgesellschaftern, unter ihnen die Verlagsgesellschaft Madsack, die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck, die WAZ Mediengruppe und West Mail wollte wenigstens einen Teil der 9000 PIN-Arbeitsplätze retten. Darüber war mit dem Mehrheitsaktionär Axel Springer Verlag aber keine Einigung zu erzielen. In der gestrigen Verwaltungsratssitzung haben die Gesellschafter den Düsseldorfer Anwalt Horst Piepenburg zum neuen PIN-Chef bestellt.

Der Leiter des Forschungsbereichs Arbeitsmärkte vom Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Holger Bonin, sagte unterdessen gegenüber unserer Zeitung: "Ich kann mich an keinen politischen Beschluss erinnern, der so unmittelbar so viele Arbeitsplätze vernichtet hat.” Denn natürlich könne PIN den von der Großen Koalition für alle beschlossenen Post-Lohn nicht zahlen, "denn anders als die Post ist PIN neu im Geschäft und hat hohe Anlaufkosten.” Bonin spricht vom "Post-Lohn” und nicht vom "Mindest-Lohn”, "weil nicht die Politik sondern die Post diesen Lohn vorgegeben hat.” Das sei der zweite Fehler gewesen. Wenn schon Mindestlohn, so Bonin, dann müsse die Politik ihn wenigstens selbst festlegen. Und nicht einen Vorschlag des Monopolisten blind übernehmen. Denn "Monopolisten können immer höhere Löhne zahlen, weil sie die Mehrkosten einfach auf die Kunden abwälzen.”

Bonin berichtet, dass das Bundeswirtschaftsministerium unter den deutschen Wirtschaftsinstituten ein Gutachten ausgeschrieben hat, in dem die Auswirkungen von Mindestlöhnen untersucht werden sollen. Der Arbeitsmarkt-Forscher vermutet, dass der Mindestlohn-Skeptiker und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) auf diese Weise eine Datenbasis sammeln will, auf deren Grundlage er gegen die Einführung weiterer Mindestlöhne argumentieren kann.

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