Start in Deutschland Netflix geht gegen Account-Teilen vor

Los Gatos · Wer seinen Haushalt nicht teilt, darf auch den Zugang zu Netflix nicht teilen: Das setzt der Streaming-Dienst nun auch in Deutschland durch. Bei Verstößen werden Extragebühren fällig.

 Die Netflix-App auf dem Bildschirm eines Fernsehers (Symbolbild).

Die Netflix-App auf dem Bildschirm eines Fernsehers (Symbolbild).

Foto: AP/Gene J. Puskar

Der Streamingdienst Netflix will das Teilen von Abonnenten-Konten und Passwörtern außerhalb eines Haushalts künftig kostenpflichtig machen. Das Unternehmen kündigte am Dienstag an, dass Nutzer in mehr als 100 Ländern - darunter auch Deutschland und Österreich - von nun an eine zusätzliche Gebühr zahlen müssen, wenn sie ihre Zugangsdaten mit Nutzern teilen, die nicht mit ihnen unter einem Dach wohnen. Für jede dieser Personen sollen 4,99 Euro im Monat fällig werden. Netflix erhofft sich davon höhere Einnahmen.

Netflix verspricht, dass Nutzer aus einem Haushalt auf dem gemeinsamen Account weiter problemlos unterwegs oder auf Reisen zugreifen können. Als einen „Netflix-Haushalt“ bezeichnet der Dienst eine Ansammlung von Geräten, die dort ins Internet gehen, wo man sich meist Netflix ansehe. Wird über ein TV-Gerät geschaut, ordnet Netflix alle Geräte an derselben Internet-Verbindung automatisch einem Haushalt zu. Der gemeinsame Internet-Anschluss scheint damit ein zentrales Merkmal zu sein. Netflix erfasse IP-Adressen, aber kein GPS-Daten, hieß es.

Wie schnell Netflix nun durchgreifen wird, blieb zunächst offen. Entdeckte Nutzer mit einem fremden Account sollen zunächst gewarnt werden, dass ihr Zugang bald gesperrt wird.

Das US-Unternehmen geht davon aus, dass in rund 100 Millionen Haushalten der Service mit Login-Daten anderer genutzt wird. Das ist gemessen an den 232,5 Millionen zahlenden Kunden im vergangenen Quartal ein hoher Anteil. Oft nutzen zum Beispiel Kinder den Account der Eltern weiter, wenn sie ausziehen - oder Freunde teilen sich einen Zugang, um Geld zu sparen. Netflix investiert jedes Jahr Milliarden in zum Teil exklusiv bei dem Dienst verfügbare Videoinhalte.

Netflix hatte lange das Teilen von Zugangsdaten toleriert. Inzwischen gibt es im Videostreaming-Geschäft aber generell einen verstärkten Fokus auf Profitabilität, nachdem die vielen Anbieter jahrelang auf der Jagd nach höheren Nutzerzahlen waren.

Das Vorgehen gegen das Teilen von Accounts war schon länger angekündigt, und Netflix testete es vor dem nun bekanntgegebenen breiten Start in mehreren Ländern. In Europa waren es Portugal und Spanien. In Kanada wurde das System bereits engeführt.

Netflix rechnet damit, dass die Nutzerzahl mit dem Vorgehen gegen Trittbrettfahrer zunächst sinkt. In Kanada etwa gebe es inzwischen aber mehr zahlende Nutzer und höhere Einnahmen als vorher, betonte der Dienst jüngst. Dadurch habe man sich bestätigt gefühlt. Zur Entwicklung in anderen Ländern äußerte sich Netflix bisher nicht. Am Dienstag wurde auch der Start des Vorgehens im wichtigen US-Markt angekündigt. Dort werden pro Extra-Mitglieder 7,99 Dollar fällig.

Mit 4,99 Euro ist die Erweiterung in Deutschland genauso teuer wie das günstigste Netflix-Abo, bei dem der Dienst mit Werbeanzeigen genutzt werden kann. Das teuerste Abo mit besserer Bild- und Tonqualität kostet 17,99 Euro im Monat.

(peng/dpa/AFP)
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