Nach Tarifergebnis von Lufthansa und Verdi Piloten haben Hoffnung auf mehr Gehalt
Frankfurt · Die Lufthansa und Verdi haben sich geeinigt: Das Bodenpersonal bekommt deutlich mehr Lohn. Die Gewerkschaft der Piloten sieht das als positives Signal. Denn sie verhandelt gerade selbst mit der Airline.
Die Verhandlungen waren zäh und dauerten lange, doch am späten Donnerstagabend stand das Ergebnis fest: Das Bodenpersonal der Lufthansa kann sich über eine Gehaltserhöhung in drei Schritten freuen. Die Gewerkschaft Verdi einigte sich mit der Airline auf monatlich 200 Euro mehr Lohn rückwirkend für den 1. Juli, weitere 2,5 Prozent ab dem 1. Januar 2023 und nochmals 2,5 Prozent ab 1. Juli 2023. Für die Beschäftigten bedeutet das laut Verdi ein Plus von mindestens 377 bis 498 Euro pro Monat. Außerdem hebt die Lufthansa den Mindeststundenlohn ab dem 1. Oktober 2022 auf 13 Euro an, und Auszubildende werden unbefristet übernommen.
Der Tarifvertrag läuft 18 Monate und ist nicht an das Konzernergebnis geknüpft. Letzteres hatte die Lufthansa ursprünglich anders vorgeschlagen. Verdi wies das zurück, weil die Beschäftigten keinen Einfluss darauf hätten, wie die Lufthansa mit ihrem Geld umgehe. Mit dem jetzigen Tarifergebnis zeigt sich die Gewerkschaft aber zufrieden. „Es ist das Signal, dass es wieder wettbewerbsfähige Löhne bei der Lufthansa gibt“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky unserer Redaktion. In der kommenden Woche werden die Gewerkschaftsmitglieder noch über das Ergebnis abstimmen. Reschinsky geht davon aus, dass die große Mehrheit es annehmen wird. Schließlich habe Verdi sowohl einen Inflationsausgleich als auch eine Reallohnerhöhung durchsetzen können. Für Beschäftigte am Check-in bedeute das etwa je nach Betriebszugehörigkeit 13,6 bis 18,4 Prozent Lohnzuwachs.
Ein Kritikpunkt kommt allerdings von den oberen Gehaltsgruppen mit einem Einkommen von mehr als 6000 Euro: „Da fallen die prozentualen Steigerungen durch die Festbeträge, die wir vereinbart haben, natürlich geringer aus“, sagte Reschinsky. Man werde intern darüber diskutieren.
Der Verhandlungsführer der Lufthansa, Michael Niggemann, ging positiv gestimmt aus den Verhandlungen. „Es war uns wichtig, die unteren und mittleren Einkommensgruppen überproportional zu berücksichtigen. Damit werden wir der sozialen Verantwortung für unsere Beschäftigten gerecht und sichern unsere Attraktivität als Arbeitgeber“, sagte er und bezeichnete die Gespräche als „konstruktiv“. Die Lufthansa wolle sich nun auch mit Piloten und Kabinenpersonal einigen und sei zuversichtlich, gute Lösungen zu erzielen.
Deren Gewerkschaften Vereinigung Cockpit (VC) und die Unabhängige Flugbegleiter-Organisation (Ufo) sind gerade ebenfalls mit der Airline im Gespräch über höhere Löhne. Die VC fordert eine Lohnerhöhung um 5,5 Prozent für 2022, einen automatischen Inflationsausgleich und eine Anpassung der Tarifstruktur. „Wir sehen es sehr positiv, dass eine Einigung mit einer anderen Berufsgruppe möglich war“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft unserer Redaktion. Er rechnet damit, dass auch die VC bald zu einem Ergebnis mit der Lufthansa kommt. Der neue Tarifvertrag des Bodenpersonals beeinflusse zwar nicht direkt die Verhandlungen, zeige aber, dass die Airline sich bewege. Bereits in diesem Monat soll es mehrere Gesprächstermine mit ihr geben. Wann die sein werden, wollten weder die Gewerkschaft noch die Lufthansa öffentlich machen. Man stehe ansonsten unter dem Druck, Zwischenergebnisse liefern zu müssen, sagte der Sprecher.
Was das Kabinenpersonal von dem Tarifergebnis hält und wie zuversichtlich es in die Gespräche mit der Airline geht, blieb am Freitag offen. Eine Anfrage ließ die Gewerkschaft Ufo bis Redaktionsschluss unbeantwortet.