Kommentar zu Rekordstrafe für Bayer Monsantos schmutzige Vergangenheit holt Bayer ein

Meinung · Eine Jury hat Bayer zur Zahlung von zwei Milliarden Dollar Schadenersatz wegen Glyphosat verurteilt. Bayer glaubte, in St.Louis alles unter Kontrolle zu haben. Das Gegenteil ist der Fall. Bayer ist nun ohnmächtig den US-Gerichten ausgeliefert.

 Das Ehepaar Alberta und Alva (l.) Pilliod mit ihren Anwälten.

Das Ehepaar Alberta und Alva (l.) Pilliod mit ihren Anwälten.

Foto: dpa/Paul Elias

Bayer war gewarnt. Monsanto galt vielen als bösester Konzern der Welt, die EU wollte den Umsatzbringer Glyphosat schon verbieten. Trotzdem griff Bayer 2018 zu und glaubte, alles unter Kontrolle zu haben oder bringen zu können. Das Gegenteil ist der Fall: Nichts hat Bayer in St. Louis unter Kontrolle. Nicht die Unternehmenskultur, wie die Listen von zu überwachenden Kritikern zeigen, die Monsanto führte und die erst jetzt auftauchen. Und nicht die Klagen: Erst unterschätzte Bayer die Wucht der Klagwelle, dann glaubte der Konzern, die Welle durch seine Erfahrung mit Produkthaftungsklagen brechen zu können. Nun kassiert der Konzern eine Milliarden-Strafe, inklusive Strafschadenersatz, den US-Gerichte in schweren Fällen verhängen.

Gewiss: Bislang gibt es erst drei erstintanzliche Urteile. Doch Bayer muss nun Jahre lang ohnmächtig zusehen, wie US-Richter in 13.400 Klagen entscheiden, oder sich auf milliardenschwere Vergleiche einlassen. Nicht einmal ein Produktionsstopp von Glyphosat würde Bayer jetzt helfen. Der Vorstand hat Bayer in eine Sackgasse geführt, da helfen auch die Solidaritätsadressen der Betriebsräte und des NRW-Wirtschaftsministers nichts. Sie zeigen, wie groß die Sorgen sind.

Die Deutsche Bank wurde wegen ihren vielen Skandale einst zur Rechtsabteilung mit angeschlossener Bank. Das droht auch Bayer, obwohl sich das ein Forschungsunternehmen gar nicht leisten kann. Dass Bayer nun Töchter verkauft, hat nicht nur mit der Strategie zu tun, sondern auch damit, dass der Konzern Spielraum für Vergleiche gewinnen muss. Der anhaltende Verfall des Aktienkurses macht es für zerschlagungswillige Hedgefonds immer attraktiver zuzugreifen. Bayer holt die schmutzige Vergangenheit von Monsanto ein – und das mit einer Wucht, die für den Leverkusener Konzern bedrohlich werden kann.

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