Ärger um das Umweltgift PCB Monsanto beschert Bayer Licht und Schatten

Leverkusen · Das Agrargeschäft läuft operativ gut, doch es gibt Ärger wegen des Umweltgiftes PCB. Bayer macht im zweiten Quartal einen Verlust – und hebt die Prognose an. Die Gaskrise belastet den Konzern weniger als andere Chemieunternehmen.

 Das Bayer-Kreuz in Leverkusen leuchtet weiter.

Das Bayer-Kreuz in Leverkusen leuchtet weiter.

Foto: dpa/Oliver Berg

Die Übernahme des US-Konzerns Monsanto beschert Bayer weiterhin Licht und Schatten. Operativ läuft das Agrargeschäft sehr gut, der Gewinn der Sparte erhöhte sich im zweiten Quartal um satte 72 Prozent. Die Leverkusener hoben auch deshalb ihre Prognose für das laufende Jahr an. Doch die Glyphosat-Klagewelle und andere Altlasten von Monsanto bescheren dem Konzern erneut eine miliiardenschwere Abschreibung, so dass unterm Strich ein Verlust von 298 Millionen steht. Kleiner Trost: Vor einem Jahr hatte Bayer noch einen Konzernverlust von 2,3 Milliarden Euro gemeldet.

Denn Bayer hat von der US-Tochter nicht nur Ärger wegen des Unkrautvernichters Glyphosat geerbt, sondern auch wegen des Umweltgiftes PCB. Der Konzern hat wegen laufender Vergleichsverhandlungen mit dem US-Bundesstaat Oregon eine Rückstellung über 694 Millionen Euro gebildet. „In dem Rechtsstreit geht es um angebliche Umweltverschmutzungen durch PCB-Produkte, die ehemals von Monsanto hergestellt wurden“, so der Konzern. „Mit dem Vergleich würden sämtliche vorgebrachten Ansprüche beigelegt werden.“ In weiteren künftigen Fällen Bayer will dann vor Gericht ziehen. Zum anderen gab es Rückstellungen bei der Agrarsparte CropScience wegen der gestiegen Kapitalmarkt-Zinsen, laufender Rechtsverfahren und Restrukturierungsmaßnahmen.

Die Glyphosat-Klagen lasten weiter auf dem Konzern. Das höchste US-Gericht hatte im Juni einen Fall nicht zur Entscheidung angenommen, von dem sich Bayer eine Signalwirkung erhofft hatte. Nun will es der Konzern mit einem freiwilligen Entschädigungsprogramm versuchen und schließt auch einen neuen Versuch vor dem Supreme Court nicht aus. Insgesamt haben 138.000 Amerikaner Ansprüche gegen Bayer angemeldet, die den Unkrautvernichter Glyphosat für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen. Davon wurden 107.000 Fälle verglichen oder erfüllen nicht die Kriterien.

Die Gaskrise belastet Bayer als Pharmakonzern deutlich weniger als die Hersteller von Grundstoffchemiekalien: „Für unsere eigene Produktion sind wir gut vorbereitet, um mögliche Risiken bis Ende 2022 weitgehend abzufedern“, sagte ein Sprecher. „Wir haben bereits weitreichende technische Vorkehrungen getroffen, um die Erdgasabhängigkeit deutlich zu verringern, und Energiesparprogramme eingeführt.“ So prüft Bayer, die Temperatur in den Büros zu senken, aktuell werden sie auf 22 Grad geheizt. Das einst abgespaltene Unternehmen Covestro leidet hingegen stark unter der Energiekrise.

Ein größeres Problem sieht Bayer derzeit in den Lieferketten: „Ein höheres Maß an Unsicherheit folgt aus der Beeinträchtigung der globalen Lieferketten“, so der Sprecher weiter. „Wir arbeiten eng mit unseren Lieferanten und Auftragsherstellern zusammen, legen zusätzliche Vorräte von kritischen Rohstoffen und Verpackungsmaterialien an und identifizieren alternative Beschaffungsmöglichkeiten aus weniger betroffenen Regionen.“ Die wiederholten Lockdowns in China und Probleme in Indien haben den Pharma- und Chemiekonzernen die wunden Stellen ihrer Lieferbeziehungen gezeigt. Für dieses Jahr sieht sich Bayer aber gerüstet: „Aus heutiger Sicht erwarten wir aufgrund der weit fortgeschrittenen Vorbereitungen unserer Standorte und unseres aktiven Risikomanagements keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen für das Geschäftsjahr 2022.“

„Angesichts der guten Geschäftsentwicklung und höherer Wachstumserwartungen heben wir unseren Ausblick für das Gesamtjahr an“, sagte Bayer-Chef Werner Baumann. Das gilt für den Gewinn wie den Umsatz. Doch die Anleger ließ das kalt. Die Aktie gab zeitweise um gut zwei Prozent nach. „Das gute Zahlenwerk und die gute Perspektive können nicht mehr überraschen“, zitierte die Agentur Reuters einen Händler.

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