Unkrautvernichtungsmittel Ministerin für raschen Glyphosat-Ausstieg

Berlin · Bundesumweltministerin Svenja Schulze fordert ihre Kabinettskollegen Julia Klöckner und Jens Spahn auf, das Urteil eines US-Gerichts gegen die Bayer-Tochter Monsanto genau zu prüfen. Die Bayer-Aktie erholt sich vom Montagsschock.

 Ein Traktor mit Sprühanlage auf einem Maisfeld im Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt).

Ein Traktor mit Sprühanlage auf einem Maisfeld im Mansfelder Land (Sachsen-Anhalt).

Foto: imago/epd/imago stock&people

Nach dem Urteil eines amerikanischen Geschworenengerichts gegen den Glyphosat-Anbieter Monsanto hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf einen schnellen Ausstieg aus der Anwendung entsprechender Pflanzenschutzmittel in Deutschland gedrängt: „Wir haben als Regierung einen klaren Auftrag aus dem Koalitionsvertrag, den Glyphosat-Einsatz in dieser Legislaturperiode grundsätzlich zu beenden“, sagte Schulze unserer Redaktion. Es sei wissenschaftlich belegt, dass Glyphosat maßgeblich die natürliche Artenvielfalt beeinträchtige. „Umweltpolitisch ist deshalb die Beendigung der massenhaft zum Einsatz kommenden glyphosathaltigen Pflanzenschutzmittel unbedingt erforderlich“, sagte die Ministerin.

Eine Geschworenenkammer in San Francisco hatte Monsanto zu einer Zahlung von umgerechnet 250 Millionen Euro an einen 46-jährigen Mann verurteilt, der an Lymphdrüsenkrebs leidet und seine Erkrankung auf Glyphosat zurückführt. Das Gericht hatte den Zusammenhang zwischen dem Einsatz des Unkrautvernichters und der Krebserkrankung als erwiesen angesehen. In den Vereinigten Staaten wird nun eine Flut von Sammelklagen Tausender anderer Betroffener gegen Monsanto erwartet.

Schulze rief ihre Kabinettskollegen Julia Klöckner (CDU, Landwirtschaft) und Jens Spahn (CDU, Gesundheit) dazu auf, die Einschätzung des US-Gerichts zum Krebsrisiko durch Glyphosat zu prüfen.Das Urteil beziehe sich auf Krebsrisiken, die zuletzt von den zuständigen europäischen Behörden verneint worden seien, so Ministerin Schulze. „Ich bin sicher, dass die für Fragen des gesundheitlichen Verbraucherschutzes und für die Gesundheitspolitik insgesamt zuständigen Ministerien für Landwirtschaft und Gesundheit sich die Einschätzungen des US-Gerichtes sehr genau daraufhin ansehen werden, ob eine veränderte Beurteilung des Krebsrisikos durch Glyphosat auch bei uns in Europa erforderlich ist“, sagte die Umweltministerin.

Das Ressort von Klöckner teilte mit, dass man sich grundsätzlich nicht zu Gerichtsurteilen äußere. Die Bundesministerin habe bereits im April dieses Jahres einen Verordnungsvorschlag vorgelegt, mit dem der Einsatz von Glyphosat deutlich eingeschränkt werden solle. Das Landwirtschafts- und das Umweltministerium verhandeln den Angaben zufolge derzeit über Details eines möglichen Ausstiegs aus dem Einsatz von Glyphosat. Hierbei würden auch aktuelle Entwicklungen beobachtet und möglicher Anpassungsbedarf geprüft, hieß es.

Glyphosat ist das meistverwendete Unkrautvernichtungsmittel weltweit. Allein in Deutschland gibt es ungefähr 40 Substanzen, in denen Glyphosat enthalten ist. Jedes Jahr werden hierzulande etwa 5000 Tonnen davon versprüht; das macht mehr als ein Viertel des gesamten deutschen Marktes für Unkrautvernichtungsmittel aus. Das Gift wird nicht nur von Landwirten auf Anbauflächen verwendet, sondern es kommt beispielsweise auch in Parks und auf anderen Grünflächen zum Einsatz. Allerdings sei dieser Einsatz bei sachgerechtem Gebrauch für den Menschen unbedenklich, heißt es in Hunderten vn Studien, auf die sich die Befürworter eines Glyphosat-Einsatzes stets berufen.

Die Bayer-Aktie hat gestern an der Börse wieder leicht zugelegt, nachdem sie kurz nach dem Urteil vorübergehend um mehr als 13 Prozent abgestürzt und auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen war. Analysten begründen das mit den weiteren Klagen und den damit verbundenen Gefahren für Monsanto, das im Juni 2017 für 63 Milliarden Euro von Bayer übernommen worden war.

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