Stahl verdirbt Neustart Milliardenverlust bei Thyssenkrupp – 3000 Stellen drohen wegzufallen

Essen · Der Verkauf der Aufzugsparte rettet den Konzern nicht: Wegen der Stahlmisere steigt der Verlust auf 1,1 Milliarden Euro. Nun drohen im Stahl mehr als 3000 Stellen wegzufallen. Die Aktie bricht um zehn Prozent ein.

 Zentrale von Thyssenkrupp.

Zentrale von Thyssenkrupp.

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der Verkauf der Aufzugsparte von Thyssenkrupp sollte der Befreiungsschlag werden. Und tatsächlich sind die Milliarden auch auf den Konten in Essen eingegangen. Doch das Geld verdunstet wie Wasser in der Sonne. Denn der Konzern macht in vielen Bereichen Verluste: In den ersten neun Monaten summierte sich der Verlust im fortgeführten Geschäft auf 1,1 Milliarden Euro, allein die Stahlsparte verbrannte 700 Millionen Euro. Konzernchefin Martina Merz hält sich alle Optionen offen und schließt einen Verkauf des traditionsreichen Stahlgeschäfts ebenso wenig aus wie eine Fusion mit einem Konkurrenten. Das wird auch vom Aufsichtsrat, einschließlich der Krupp-Stiftung, mitgetragen.

„Wir schauen uns alles an“, betonte nun Finanzvorstand Klaus Keysberg und ergänzt die technokratische Zauberformel von Thyssenkrupp: „Der Optionenraum ist offen.“ Man habe zu spät mit der Restrukturierung angefangen, nun sei man auf dem richtigen Weg. Gespräche mit Interessenten laufen. „Mit dem angekündigten Abbau der 3000 Jobs kommen wir einen wesentlichen Schritt voran.“ Personalchef Oliver Burkhard hat bereits angekündigt, dass am Ende auch noch mehr Stellen wegfallen. „Hierzu sind wir in Gesprächen“, sagte Keysberg.

Die Stahlsparte leidet seit längerem unter fehlenden Investitionen. Dann traf die Corona-Krise den Konzern mit voller Wucht. Tausenden Mitarbeiter sind in Kurzarbeit. Der Hochofen bei HKM in Duisburg ist weiterhin außer Betrieb. Doch Keysberg wiegelte ab: Acht Jahre lang habe der Stahl Gewinn gemacht, so sei das bei zyklischen Geschäften.

Die Anleger reagierten entsetzt, die Aktie ging einmal mehr auf Talfahrt: Sie fiel um mehr als zehn Prozent auf 6,60 Euro. Das Quartalsergebnis des Stahlkonzerns sei zwar besser ausgefallen als befürchtet, erklärten Analysten. Der Ausblick auf das laufende Quartal sei aber zurückhaltender.

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