Milliardenkosten für Bayer Glyphosat-Einigung rückt näher

Die Bayer-Aktie legt um fast acht Prozent zu. Bis Juni werde man sich auf einen Deal verständigen, der Bayer zehn Milliarden Dollar kosten könnte, wird spekuliert. Dass Glyphosat vom Markt genommen wird, ist unwahrscheinlich.

 Ausbringung von Glyphosat auf einem Feld (Archiv).

Ausbringung von Glyphosat auf einem Feld (Archiv).

Foto: dpa/Steven Lüdtke/Forum Moderne Landwirtschaft

Die gebeutelten Bayer-Aktionäre können Mut schöpfen. Der Konzern kommt bei den Vergleichsverhandlungen in den USA offenbar voran. Bayer habe eine mündliche Vereinbarung zur Beilegung von 50.000 bis 85.000 Klagen getroffen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf Insider. Die Zahlungen für die beigelegten Fälle dürften je zwischen einigen Tausend Dollar und einigen Millionen Dollar liegen. Noch sei aber keine Vereinbarung unterschrieben worden, der Aufsichtsrat von Bayer müsse noch zustimmen. Im Juni werde der Konzern die Einigung voraussichtlich bekanntgeben.

An der Börse kam das gut an. Die Bayer-Aktie legte zeitweise um fast acht Prozent auf über 62 Euro zu. Damit ist sie zwar noch immer weit von ihrem Höchststand von 140 Euro im Jahr 2015 entfernt. Doch nach der Übernahme des US-Konzerns Monsanto und der Corona-Pandemie war die Aktie auf 49 Euro gefallen. Bayer hatte Monsanto 2018 übernommen, kurz danach war die Zahl der Kläger, die das glyphosathaltige Mittel Roundup für ihre Krebserkrankung verantwortlich machen, in die Höhe geschnellt.

Bayer äußerte sich am Montag zurückhaltend: „Wir haben in den Mediationsgesprächen unter der Aufsicht von Ken Feinberg Fortschritte erzielt. Aber dieser Prozess bleibt auch weiterhin vertraulich. Daher wird das Unternehmen nicht über Ergebnisse oder den Zeitpunkt eines Vergleichs spekulieren.“ Man werde eine Lösung dann in Betracht ziehen, „wenn diese wirtschaftlich sinnvoll und so strukturiert ist, dass zukünftige Rechtsstreitigkeiten zu einem Abschluss gebracht werden“.

Laut Bloomberg könnte das so aussehen, dass sich die Anwaltskanzleien verpflichten, künftig nicht mehr um neue Kunden zu werben oder neue Kläger anzunehmen. Seit Monaten werben Anwälte in den USA massiv in TV-Spots oder auf Plakatwänden um erkrankte Kunden. Im Erfolgsfall winken den Kanzleien hohe Beteiligungen am erstrittenen Schadenersatz.

Bis zum 14. April haben 52.500 Kläger den Konzern verklagt. Inzwischen sind es mehr geworden: „Allein im Jahr 2019 investierten die Klägeranwälte rund 100 Millionen Dollar in Fernsehwerbung. Angesichts dieser intensiven Werbeaktivitäten und der Spekulationen über einen Vergleich gehen wir davon aus, dass die Anzahl der Klagen weiter steigen wird“, so Bayer.

Laut Bloomberg soll es am Ende gar um 125.000 Klagen gehen. Dazu erklärte Bayer: „Die Zahl, über die in dem Bloomberg-Beitrag spekuliert wird, umfasst eine beträchtliche Anzahl potenzieller Kläger, deren Klagen noch nicht eingereicht oder zugestellt wurden.“ Zahlreiche Ansprüche, die von Anwälten gesammelt würden, dürften im Rahmen eines Vergleichs aus verschiedenen Gründen nicht berücksichtigt werden.

Am 2. Juni findet die Berufungsverhandlung von Dewayne Johnson statt. Der krebskranke Hausmeister hatte als erster einen Millionen-Schadenersatz von Bayer erstritten. Sein Erfolg hatte weitere Kläger angelockt. Bayer war dagegen in Berufung gegangen. Womöglich wird die Verhandlung verschoben oder erübrigt sich, wenn die Mediation zu einem Ende kommt.

Teuer wird das Ganze in jedem Fall: Bayer hat allein 480 Millionen Euro an Rechtskosten aufgewendet. Als Vergleichssumme werden über zehn Milliarden Dollar erwartet: acht Milliarden für aktuelle Fälle, zwei Milliarden für künftige Klagen. Dass Bayer Glyphosat für Privatanwender vom Markt nimmt, gilt als unwahrscheinlich. Roundup ist als Milliarden-Umsatzbringer zu wichtig.

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