Aldi erhöht um 7 Cent Milch wird teurer - aber wie lange?

Berlin (RPO). Mit ganzseitigen Zeitungsanzeigen informiert der Dicounter Aldi heute seine Kunden über die jüngste Erhöhung der Milchpreise. Auch andere Supermarktketten wollen nach den Protesten der Milchbauern ihre Preise erhöhen. Experten halten das für einen Bluff. Wirtschaftsvertreter und Molkereien rechnen bald wieder mit sinkenden Preisen im Einzelhandel. Bauernvertreter sind sauer und drohen schon mit neuen Streiks.

Die wichtigsten Antworten zur Milchkrise
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Foto: ddp

Am Dienstag schaltete Aldi ganzseitige Zeitungsanzeigen und kündigte an, dass der Verkaufspreis für den Liter Milch ab sofort um sieben Cent steigt. An die Molkereien werde aber zehn Cent brutto mehr gezahlt. Die Differenz von 3 Cent übernehme Aldi selbst. Mit dem Mehrpreis sollen die Molkereien in die Lage versetzt werden, den Milchbauern in Zukunft eine kostendeckende Milchproduktion zu ermöglichen, hieß es.

Andere Discounter geben die verabredete Erhöhung um 10 Cent ganz an ihre Kunden weiter. Lidl und die Supermarktkette Rewe haben nach eigenen Angaben die Preise für Milch je Liter um zehn Cent und für Butter um 20 Cent angehoben. Noch machen aber nicht alle Handelsketten mit.

Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka zog lediglich bei der Erhöhung der Milchpreise mit. Den Markt für Milchprodukte wie Butter wolle man beobachten, sagte ein Sprecher. Kaiser's Tengelmann und der Discounter Plus sahen am Montag gänzlich von Preiserhöhungen ab. "Wir werden das Marktgeschehen beobachten und uns anpassen", sagte eine Plus-Sprecherin.

Noch keine Entscheidung über Preiserhöhungen hat auch die Metro-Gruppe gefällt, zu der unter anderem die SB-Kette Real gehört. "Die einzelnen Vertriebslinien sind noch in Verhandlungen mit den Molkereien", sagte ein Sprecher am Montag. Diese hätten bislang noch zu keinen Ergebnis geführt. Von Marktführer Aldi war bis zum Abend keine Stellungnahme zu erhalten.

Experten erwarten wieder sinkende Preise

Dass die angekündigten Preiserhöhungen auch langfristig Bestand haben, wird von Experten allerdings bezweifelt. Der Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) Essen, Roland Döhrn, sagte zu "Bild.de": "Es ist zu erwarten, dass der Preis schnell wieder bröckelt. Der Milchpreis ist ein so genannter Signalpreis - da ist der Wettbewerb und damit der Preisdruck unter den Handelsketten besonders hoch."

Werner Hahn, Vorstand des bundesweit fünftgrößten Milchverarbeiters Ehrmann, sagte der Online-Ausgabe der "Bild"-Zeitung: "Durch den Streik der Milchbauern ist derzeit irre viel Milch da, es gibt mindestens zwei Tageslieferungen mehr als sonst." Sollte das Milch-Angebot hoch bleiben, seien "höhere Preise dauerhaft nicht möglich".

Auch bei Deutschlands größter Molkerei Nordmilch ist dem Bericht zufolge die Skepsis hoch. "Der Milchpreis kann nicht einfach festgelegt werden, sondern muss sich am Markt bilden", sagte Nordmilch-Vorstand Martin Mischel "Bild.de". "Wenn nun einige Discounter den Preis für Milch erhöhen, heißt das noch lange nicht, dass sie dauerhaft überall teurer wird." Mischel erklärte jedoch, dass die Bauern künftig in jedem Fall mehr Geld je Liter bekommen würden als bisher.

Bauern drohen mit neuen Streiks

Der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM), Romuald Schaber, reagierte mit Empörung auf die Prognosen der Experten. "Dass der Preis für Milch wieder fallen wird, ist Käse. Diese Aussage zeigt nur, dass die Molkereien gar nicht ernsthaft über dauerhaft höhere Preise verhandeln wollen", sagte Schaber "Bild.de". Damit richteteten sie riesigen Schaden an.

Schaber drohte den Molkereien offen mit einer Wiederaufnahme der Streiks, sollte die Preise im Handel wieder fallen. "Die Molkereien sollten aufpassen, wie sie sich uns gegenüber verhalten. Denn eins ist klar: Wir Bauern stehen ganz schnell wieder auf der Matte", sagte Schaber "Bild.de".

Der BDM hatte am Donnerstag nach der Ankündigung von Preiserhöhungen durch mehrere Supermarktketten das Ende seines zehntägigen Lieferstreiks verkündet. Statt der derzeit üblichen 27 bis 35 Cent wollen die Landwirte 43 Cent pro Liter Milch.

(afp2)
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