Handel Metro rechnet wegen Kriegs mit Verlust

Düsseldorf · Der Konzern steckt im Dilemma. Er will an seinem Geschäft in Russland festhalten, muss aber deutliche Abschreibungen vornehmen. Genau wie in der Ukraine. Im zweiten Quartal hat sich das Minus mehr als verdoppelt.

 Ein Metro-Markt im Stadtteil Rostokino in Moskau am 18. März 2022, drei Wochen nach Ausbruch des Kriegs. Und auch jetzt hält die Metro an ihrem Russland-Engagement fest.

Ein Metro-Markt im Stadtteil Rostokino in Moskau am 18. März 2022, drei Wochen nach Ausbruch des Kriegs. Und auch jetzt hält die Metro an ihrem Russland-Engagement fest.

Foto: dpa/Stringer

Steffen Greubel spricht selbst von einer „Dilemma-Situation“. Der Vorstandsvorsitzende und seine Mitentscheider beim Düsseldorfer Handelskonzern Metro halten anders als viele Unternehmen trotz des Ukraine-Kriegs an ihrem Russland-Geschäft fest. Gleichzeitig müssen sie zur Kenntnis nehmen, dass die Folgen des Kriegs sowohl in Russland als auch in der Ukraine die Metro in die Verlustzone haben stürzen lassen und dass dies vermutlich auch für das gesamte Geschäftsjahr 2021/22 so sein wird, das am 30. September endet.

Jedenfalls hat Finanzvorstand Christian Baier am Donnerstag ein negatives Ergebnis je Aktie angekündigt. Ob unter den Umständen überhaupt eine Dividende gezahlt wird, bleibt offen. Auf rund 284 Millionen Euro hat sich jedenfalls zwischen Januar und März dieses Jahres der Verlust mehr als verdoppelt, und das hat auch mit den Wertkorrekturen in Russland und der Ukraine zu tun.

Die Belastungen aus dem Krieg hat Greubel auf rund 200 Millionen Euro beziffert. Sie entstehen zum einen durch Abschreibungen auf Firmenwerte und Sachanlagen in beiden Ländern, zum anderen aber auch durch Währungseffekte, im Klartext: durch den Verfall des Rubelkurses. Der Verlust pro Aktie betrage 78 Cent je Aktie, davon seien allein 60 Cent „kriegsbedingt“, hat Baier erklärt. Von den Abschreibungen in Höhe von mehr als 110 Millionen Euro entfallen rund 64 Millionen Euro auf die Ukraine, wo nach Angaben des Konzernchefs von den 26 existierenden Märkten regelmäßig „um die 20“ geöffnet sind.

Obwohl die Erlöse dort im zweiten Quartal des Geschäftsjahres deutlich gesunken sind, steht wegen des guten Geschäfts zwischen Oktober und Dezember 2021 für das erste Geschäftshalbjahr noch ein Umsatzplus von zehn Prozent in den Büchern. Aber das wird sich im weiteren Verlauf wohl ändern, weil kaum jemand an ein schnelles Ende des Kriegs glaubt.

An ihrem Russland-Engagement hält die Metro dennoch fest. Sie hat zwar mittlerweile die Wachstumsinvestitionen eingestellt und die Werbung zurückgefahren, wie Greubel sagt. Aber sie bleibt vor Ort – weil das Geschäft und die Beschaffung in großen Teilen lokal seien, weil man Verantwortung für etwa 10.000 Beschäftigte habe, weil die Metro schon seit zwei Jahrzehnten in Russland aktiv sei. Ob man irgendwann aussteigen würde, hängt laut Greubel auch noch von anderen Faktoren ab, beispielsweise davon, wie Kunden und Mitarbeiter reagieren. Das Krisenmanagement bewerte die Lage täglich neu, so der Manager. Zuletzt hat das Geschäft dort auch noch fast acht Prozent Wachstum gebracht, was aber auch an höheren Preisen liegt und an dem Umstand, dass die Russen Hamsterkäufe getätigt haben. In Russland und der Ukraine hatte der Konzern im vorigen Geschäftsjahr mehr als drei Milliarden Euro umgesetzt.

Der Krieg in der Ukraine überschattet die positiven Entwicklungen, die es im Geschäft der Metro durchaus gibt. Das Geschäft mit den Hoteliers und Gastronomen hat sich nach dem Ende der Lockdowns vor allem in Westeuropa deutlich verbessert. In Frankreich, Italien und Portugal ist die Metro um mehr als 50 Prozent gewachsen. Auch das Liefergeschäft, das mittlerweile mehr als ein Fünftel des Gesamtumsatzes ausmacht, floriert. „Die Metro wächst mit ihren Kunden und setzt im Multichannel-Mix auf die richtigen Wachstumstreiber“, so Greubel.

Und auch von Preissteigerungen hat die Metro profitiert. Der Gesamtumsatz ist im zweiten Geschäftsquartal um mehr als 20 Prozent auf etwa 6,2 Milliarden Euro gewachsen, der bereinigte Vorsteuergewinn (Ebitda) von 114 Millionen auf 157 Millionen Euro gestiegen. Das Unternehmen hält an seiner im April nach oben korrigierten Prognose fest und erwartet für das gesamte Geschäftsjahr ein Umsatzplus zwischen neun und 15 Prozent und einen Vorsteuergewinn (Ebitda), der leicht über dem des Vorjahres liegen soll.

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