Übernahme-Poker Metro-Großaktionäre sagen Kretinsky ab

Düsseldorf · Der Investor hat bisher nur knapp 35 Prozent der Anteile. Die geplante Übernahme droht zu scheitern.

 Olaf Koch. (Archiv)

Olaf Koch. (Archiv)

Foto: dpa/Federico Gambarini

In der Diskussion um die Zukunft des Handelskonzerns Metro mehren sich die Zweifel daran, dass der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky bis zum Ablauf der Frist am Mittwoch die anvisierten 67,5 Prozent der Stammaktien zusammenbekommt. Kretinskys Investment-Gesellschaft EPGC habe Zugriff auf rund 34,61 Prozent der Metro-Stammaktien, teilte das Unternehmen am Montag in einer Pflichtmitteilung vor. Das war gerade mal ein Prozentpunkt mehr als am Freitag. Und auch wenn viele Anleger sich relativ kurzfristig für oder gegen einen Verkauf entscheiden, dürfte es für Kretinsky und seinen Partner Patrik Tkac ziemlich eng werden.

Auf die Großaktionärs-Stiftungen der Familie Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim Holding kann Kretinsky jedenfalls nicht mehr hoffen. „Obwohl EP Global Commerce (EPGC) mit den beiden Aktionären verschiedene Möglichkeiten sondiert hatte, wurde in den Gesprächen deutlich, dass EPGC und die beiden Aktionäre unterschiedliche Ansichten über die Bewertung der Metro haben und die Parteien deswegen leider keine gemeinsame Grundlage für eine Vereinbarung haben finden können, aufgrund derer die beiden Aktionäre das Angebot unterstützen würden“, teilte EP am Montag mit. EP sei weiter der Ansicht, „dass die Metro von einer vereinfachten Aktionärsstruktur deutlich profitieren würde, um die notwendige Transformation in dem herausfordernden Marktumfeld erfolgreich abzuschließen“. Es werde weder der Angebotspreis noch die Mindestannahmeschwelle gesenkt, erklärte das Unternehmen am Montag.

Die beiden Großaktionäre hatten ebenso wie der Vorstand und der Aufsichtsrat der Metro das Angebot des neuen Investors abgelehnt. Erstens sehen sie die Metro in der Offerte als ,unterbewertet“ an, zweitens ist ihnen die Finanzierung Kretinskys mit einem hohen Anteil an Fremdkapital zu riskant. Denn sie würde die Gefahr neuer hoher Schulden für die Metro bergen. Von den früheren großen Aktionären des Unternehmens hat sich bisher nur Haniel auf die Seite von EP Global Commerce geschlagen und will dem Investor alle Anteile überlassen

Bleibt also jetzt bestenfalls noch die Hoffnung auf einen Verkauf in großem Stil durch die verbleibenden Kleinaktionäre. „Verkauft haben bisher vermutlich die, die ohnehin nicht daran glauben, dass die Metro mit ihrer Strategie erfolgreich sein wird“, sagte am Dienstag ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Womöglich, so heißt es mittlerweile in Branchenkreisen, habe Kretinsky diesen Verlauf ohnehin im Kopf gehabt. Deshalb habe er auch nicht mehr als 16 Euro je Stamm- und 13,80 Euro je Vorzugsaktie geboten – ein Preis, der vielen als zu niedrig erscheint. Am Montag verlor die Aktie bis zum Handelsschluss rund drei Prozent auf etwas mehr als 15 Euro.

Dass Kretinsky bis Mittwoch noch mal nachbessert, war bereits vor der Erklärung vom Montagnachmittag bezweifelt worden. Ein Sprecher von EP Global Commerce hatte zuvor bereits dementiert, dass das Unternehmen die Offerte auf 17 Euro je Stammaktie anheben wolle. Branchenkenner glauben eher, dass er zu Beginn des kommenden Jahres einen neuen Anlauf wagen könnte, um die angestrebte Zwei-Drittel-Mehrheit bei der Metro doch noch zu schaffen. Die deutliche Mehrheit bräuchte Kretinsky, um bei einer Hauptversammlung einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertag erreichen zu können.

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