Stellenabbau Metro-Chef Cordes räumt auf

Düsseldorf (RP). Bis 2012 sollen beim größten deutschen Handelskonzern rund 15.000 Stellen wegfallen ­möglichst durch Fluktuation oder die Nichtbesetzung offener Stellen. Betriebsbedingte Kündigungen sind aber nicht ausgeschlossen. Die Großaktionäre machen Druck auf die Unternehmensspitze.

 Metro-Chef Eckhard Cordes will Spätzuschläge für Arbeit nach 18:30 Uhr streichen.

Metro-Chef Eckhard Cordes will Spätzuschläge für Arbeit nach 18:30 Uhr streichen.

Foto: ddp, ddp

Als Metro-Chef Eckhard Cordes in der vergangenen Woche ankündigte, das laufende Jahr werde hart und bei der Metro stünden sämtliche Kostenstrukturen auf dem Prüfstand, dürften bei einigen bereits die Alarmglocken geläutet haben. Eine Woche später ist klar, was der Spitzenmanager gemeint hat: Die Metro will ihr Ergebnis bis 2012 um 1,5 Milliarden Euro verbessern, und etwa die Hälfte davon soll durch Einsparungen geschafft werden. Das heißt: Etwa 15.000 Stellen werden wegfallen. Die Metro teilte gestern mit, "Personalreduzierungen soweit wie möglich durch natürliche Fluktuation zu realisieren". Entlassungen seien nicht geplant. Dennoch dürften betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen sein.

Das Programm läuft unter dem Namen "Shape 2012". "Die Zahl 15.000 kommt für mich überraschend", sagte gestern Ulrich Dalibor auf Anfrage. Dalibor sitzt für die Gewerkschaft Verdi im Metro-Aufsichtsrat.

Einkauf, Logistik, Controlling "So dezentral wie möglich, so zentral wie nötig" ­ einer der Leitsätze des neuen Sparprogramms. Die Metro will konzernübergreifende Funktionen wie zum Beispiel Einkauf und Logistik stärker an die vier Vertriebslinien andocken. Also: Kaufhof, Media Markt/Saturn, Real und das Großhandelsgeschäft Cash & Carry kaufen selbstständig ein und bekommen daher Personal aus dem Zentraleinkauf. Derzeit sind hier weltweit 2000 Mitarbeiter beschäftigt, davon 1000 in Deutschland. Dort dürften aber auch Stellen wegfallen, ebenso in den Bereichen Personal und im Controlling, die stärker zentralisiert werden sollen. Die Logistik-Gesellschaft MGL bleibt zwar als selbstständige Gesellschaft bestehen, soll aber stärker als bisher von den Vertriebslinien gesteuert werden.

Cash & Carry

Das traditionelle Großhandelsgeschäft der Metro verliert wie vor Monaten angekündigt rund 1200 Arbeitsplätze. Darüber laufen bereits Sozialplan-Verhandlungen zwischen Unternehmensspitze und Arbeitnehmer-Vertretern. Zudem soll es künftig noch drei operative Führungsbereiche im Cash & Carry-Geschäft geben: Westeuropa, Osteuropa und Asien. Hier dürfte noch einiges an Einsparpotenzial liegen. Die Ländergesellschaften sollen generell mehr Eigenverantwortung bekommen.

Real

27 SB-Warenhäuser sollen verschwinden, davon fünf in NRW: Minden, Dortmund, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen, Hamm. Die 27 Häuser sind ausgelagert worden und sollen verkauft oder geschlossen werden. Betroffen sind 2800 Jobs. Diese Pläne waren bereits bekannt.

Immobilien

Das gesamte Immobilieneigentum der Metro ( Buchwert acht Milliarden Euro) soll künftig als "Profitcenter" geführt werden. Der Konzern vermietet die Handels-Immobilien an seine Töchter. Nicht ausgeschlossen, dass ein Minderheitsanteil dieser Immobiliengesellschaft bei entsprechenden Bedingungen am Kapitalmarkt irgendwann an die Börse kommt. Das gilt auch weiterhin für die Elektronik-Fachmärkte der Gruppe, Media Markt und Saturn.

Kaufhof

Die Warenhaus-Tochter erfüllt zwar die Renditeansprüche, passt aber nicht mehr in die internationale Strategie der Metro und steht deshalb auf der Verkaufsliste. Aber ein Käufer ist derzeit nicht in Sicht. Die viel diskutierte Fusion mit dem Konkurrenten Karstadt kommt nicht infrage, weil die Karstadtmütter Arcandor das nicht finanzieren könnte.

"Notoperation am offenen Herzen" ­ so nennt ein Branchenkenner das Sparprogramm mit Blick auf die Renditeanforderungen der Großaktionärs-Familien Haniel und Schmidt-Ruthenbeck. Sie halten gemeinsam knapp 66 Prozent der Anteile des Konzerns, der gestern an der Börse 7,9 Milliarden Euro wert war. Seit der Aufstockung auf einen Mehrheitsbesitz haben sie viel Geld verloren. Zu Jahresbeginn 2008 lag der Kurs noch bei fast 60 Euro, gestern nach einer achtprozentigen Kurssteigerung bei gut 26 Euro. Vor dem Hintergrund ist die Maxime von Vorstandschef Cordes klar: "Operative Einheiten, die die Renditeanforderungen nicht erreichen, werden konsequent restrukturiert oder abgegeben."

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