Rettung für Arcandor Merkel macht Personalabbau zur Auflage

Essen (RPO). Die Beratungen über eine staatliche Rettungsbeihilfe für den Karstadt-Mutterkonzern Arcandor laufen noch, doch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich skeptisch geäußert. "Was uns nach wie vor fehlt, ist eine Lösung seitens der Eigentümer", sagte Merkel am Montagnachmittag in Berlin. "Ohne eine Zukunftsperspektive ist die Inanspruchnahme staatlicher Hilfe überhaupt gar nicht denkbar."

Was steckt hinter Arcandor?
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Foto: AP

Die nun zur Entscheidung anstehende Rettungsbeihilfe wäre an scharfe Auflagen und "erheblichen Personalabbau" gebunden, sagte Merkel. Sie wisse um die Sorgen der Mitarbeiter des Warenhaus- und Touristikkonzerns. "Aber was wir nicht machen werden, ist Lösungen aufzeigen, von denen wir wissen, dass sie gerade mal vier, fünf, sechs Monate halten, aber letztlich keine Lösungen auf Dauer sind", sagte Merkel.

Bürgschaft abgelehnt

Der Lenkungsausschuss der Bundesregierung hat eine millionenschwere Bürgschaft für den schwer angeschlagenen Tourismus- und Handelskonzenr Arcandor aus dem Deutschlandfonds abgelehnt. Noch nicht entschieden ist der Antrag auf eine Rettungsbeihilfe von 437 Millionen Euro.

Das Unternehmen hatte eine Bürgschaft aus dem Deutschlandsfonds über 650 Millionen Euro sowie 200 Millionen an Krediten der KfW-Bankengruppe beantragt. Der Ausschuss äußerte demnach "erhebliche Zweifel" an der Tragfähigkeit des Konzeptes von Arcandor. Noch nicht entschieden ist der Antrag auf eine Nothilfe von 437 Millionen Euro. Diese könnte in Form von Rettungsbeihilfe gezahlt werden. Hierüber will die Bundesregierung am Mittag beraten. "Man versucht, so schnell wie möglich eine Entscheidung herbeizuführen", sagte Steffen Moritz, Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums.

Regierungssprecher Thomas Steg sagte, Arcandor sei für das Kredit- und Bürgschaftsprogramm des Deutschlandfonds nicht infrage gekommen, weil das Unternehmen schon vor dem Stichtag 1. Juli 2008 in Schwierigkeiten war. "Jetzt geht es darum, den zweiten Antrag wirklich mit der nötigen Solidität und Gewissenhaftigkeit zu prüfen", sagte Steg.

Er betonte, die Regierung bemühe sich, zu einer Lösung für Arcandor beizutragen. Allerdings äußerte er auch grundsätzliche Vorbehalte. Es sei für die Regierung "nicht ganz einsehbar", dass die öffentliche Hand ein Risiko übernehmen soll, wenn die Eigentümer selbst nicht bereit seien, ein klares Signal für die Zukunft des Unternehmens zu geben.

Arcandor wartet ab

Nach dem Scheitern des Antrages auf Staatsbürgschaften hofft der angeschlagene Arcandor-Konzern auf einen Notkredit in Höhe von 437 Millionen Euro aus Berlin. "Diese Entscheidung warten wir natürlich ab", dämpfte Arcandor-Sprecher Gerd Koslowski Ängste vor einer sofortigen Insolvenz des Konzerns. Dies gelte auch, wenn sich die Entscheidung um einige Tage verzögere.

Wenn der Konzern allerdings ein "Doppel-Nein" erhalte zur Staatbürgschaft und zur Rettungsbeihilfe, müsse er unverzüglich den Gang zum Konkursgericht antreten, warnte Koslowski.

Zu Arcandor gehören die drei Geschäftsfelder Einzelhandel (Karstadt), Tourismus (Thomas Cook) und Versandhandel (Primondo mit Quelle, Hess Natur). Für den Konzern arbeiten etwa 86.000 Menschen, davon 53.000 in Deutschland.

Metro und Arcandor setzen Gespräch fort

Die Handelsriesen Arcandor und Metro setzten unterdessen am Montag ihre Gespräche über eine Fusion ihrer Warenhaussparten Karstadt und Kaufhof fort. Verhandelt werde diesmal auf der Ebene der Geschäftsführungen der Warenhaustöchter. Dabei gehe es um sehr konkrete Bestandteile des Konzepts. Auch am Dienstag werde weiterverhandelt werden. Die Gespräche verliefen sehr konstruktiv, sagte Koslowski.

Zuvor hatte Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) weitere Gespräche über eine privatwirtschaftliche Lösung zur Rettung des schwer angeschlagenen Essener Tourismus- und Warenhauskonzerns Arcandor gefordert. Guttenberg sagte am Montag in München, die Verhandlungen vom Wochenende seien noch nicht soweit gediehen, dass man schon von harten Fakten reden könnte. Er könne nur dazu aufrufen, die Gespräche klar und deutlich weiterzuführen.

An der Börse war der Montagvormittag für die Arcandor-Aktie mit Verlusten geprägt. Gleich am Morgen fiel das Papier um mehr als 40 Prozent auf 1,10 Euro. Bis zum Mittag erholten sich die Papiere wieder leicht und lagen dann nur noch mit 25 Prozent im Minus.

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