Nobelpreisträger Krugman attackiert die Kanzlerin "Merkel hat sich zu 'Frau Nein' entwickelt"

Hamburg (RPO). Der diesjährige Wirtschafts-Nobelpreisträger Paul Krugman geht mit der deutschen Regierung erneut hart ins Gericht. Insbesondere Angela Merkel ist das Ziel seiner Attacke. Er bezeichnete die Kanzlerin als das "größte Hindernis für einen dringend benötigten" Rettungsplan für die europäische Wirtschaft.

Kanzlerin Angela Merkel und ihre Wirtschaftsexperten bekommen von einem der renommiertesten Wirschatsexperten Amerikas aktuell keine guten Noten. In seiner Kolumne für die "New York Times" bemängelt Paul Krugman erneut das Krisenmanagement der deutschen Regierung. Die meisten europäischen Regierungen hätten erkannt, dass nur radikale finanzpolitische Maßnahmen aus der aktuellen Wirtschaftskrise führen.

"Jeder hat es erkannt, nur die Deutschen nicht"

"Jeder hat es erkannt, nur die Deutschen nicht", so Krugman. "Merkel hat sich zu 'Frau Nein' entwickelt." Die deutsche Regierung gehe davon aus, dass die Wirtschaft Deutschlands in einem guten Zustand sei. Mit dieser Einschätzung läge sie allerdings daneben. "Das wirklich füchterliche an dieser Fehleinschätzung ist allerdings, dass die deutsche Haltung eine gemeinsame europäische Rettungsaktion verhindert", so Krugman.

Europa sei allerdings auf einen einheitlichen wirtschaftspolitischen Kurs angwiesen, da die europäischen Staaten ökonomisch so stark miteinander verbunden seien. Gemeinsame Konjunkturprogramme würden für die europäischen Länder viel größere Effekte mit sich bringen, als Alleingänge einzelner Staaten.

"Das 'Nein' der deutschen Regierung wird nicht lange halten"

"Das 'Nein' der deutschen Regierung wird aber nicht lange halten", prognostiziert der US-Ökonom. Bereits in der vergangen Woche habe das renommierte Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo eine Rezession wie in den 40er-Jahren angekündigt. "Wenn das passiert, werden Frau Merkel und ihre Minister ihre Positionen neu überdenken", so Krugman.

Doch die Zeit drängt. Bereits jetzt sei "rund um die Welt" ein massiver Abschwung zu verzeichnen. "Wieviel Schaden muss noch entstehen, damit die Verantwortlichen reagieren?", so der Ökonom.

Bereits in der vergangen Woche hatte Krugman die Kanzlerin und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) kritisiert. "Sie denken immer noch in den Kategorien einer Welt, wie sie vor ein oder zwei Jahren zu sein schien, mit Inflation und Defiziten als größter Gefahr", sagte der 55-jährige "Spiegel". Sie verkennen "den Ernst der Wirtschaftskrise" und verschwendeten "wertvolle Zeit für Deutschland und für Europa". "Vielleicht fehlt ihnen intellektuelle Beweglichkeit", ergänzte Krugman.

"Die deutsche Wirtschaft ist in großer Gefahr"

Entschieden wies der Professor für Volkswirtschaftslehre an der US-Eliteuniversität Princeton Sorgen der Regierung zurück, die Deutschen müssten bloß für die Fehler und Probleme der andern zahlen. "Das ist verständlich, aber kleinlich, wenn sich zugleich die europäische und besonders auch die deutsche Wirtschaft in großer Gefahr befinden", betonte er. Dass Steuersenkungen verpuffen könnten, sei "nur ein Argument für eine besseres Programm".

Wenn die Berliner Regierung nicht handle, drohe "ein sehr, sehr ernster Absturz mit den schlimmsten Arbeitslosenzahlen seit den dreißiger Jahren und im Anschluss womöglich ein verlorenes Jahrzehnt nach japanischem Muster", sagte der Ökonom.

(DDP)
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