Aktie abgestürzt Merck tauscht Unternehmensspitze aus

Darmstadt (rpo). Das Darmstädter Pharma- und Spezialchemieunternehmen Merck hat seine Unternehmensspitze ausgetauscht. Nach dem überraschende Wechsel stürzte die im MDAX notierte Aktie des Konzerns ab. Das Papier verlor 3,6 Prozent auf 70,36 Euro.

Merck hatte am Vortag mitgeteilt, dass der Vorsitzende der Geschäftsleitung, Bernhard Scheuble, das Unternehmen verlässt. Eine Begründung wurde nicht genannt. Nachfolger werde mit sofortiger Wirkung der bisherige Vize-Vorsitzende Michael Römer.

Analysten werteten den Wechsel als belastend für die Aktie. Ein Beobachter sagte, Scheuble hinterlasse ein Loch im Unternehmen. Der Manager sei einer der am meisten geachteten Vorstandschefs in dieser Branche in Deutschland. So sei er für den Kursanstieg der Merck-Aktie von 25 auf 75 Euro verantwortlich gewesen. Die Analysten von Sal. Oppenheim verwiesen auf das hervorragende Ansehen, das Scheuble unter den Investoren genieße. Da keine Gründe für sein Ausscheiden genannt worden seien, könnten die Spekulationen zunehmen. Dies sei eindeutig negativ für den Kurs. Möglicherweise habe die Familie Merck einem weiteren wichtigen strategischen Schritt von Scheuble, eventuell eine große Übernahme im Bereich patentgeschützte Medikamente oder im Generika-Segment, nicht zugestimmt.

Auch nach Ansicht der Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) ist der Rücktritt von Scheuble ein schlechtes Zeichen für das Unternehmen. Scheuble habe seinen Job äußerst gut gemacht. Sein Nachfolger Römer habe das Vertrauen der Investoren noch nicht gewonnen.

Nach Informationen aus Unternehmenskreisen hat sich Scheuble mit den Familieneigentümern überworfen. Dabei sei es weniger um unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung des Unternehmens gegangen, sondern eher um den Führungsstil von Scheuble, sagten zwei dem Unternehmen nahe stehende Personen der Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. "Das Problem liegt im persönlichen Bereich", so der Kommentar einer der Personen. Dass Scheuble gute Arbeit für Merck geleistet habe, sei auch von der Familie anerkannt worden.

In der am Dienstagabend von dem Sprecher der Familie Merck, Jon Baumhauer, herausgegebenen Erklärung sei ausdrücklich der "eindrucksvolle Wertzuwachs" hervorgehoben worden, den Scheuble während seiner Zeit in dem Unternehmen erzielt habe. Spekulationen, dass Scheuble gegen den Willen der Familie den Wunsch hatte, Altana Pharma zu kaufen, wurden von den Kreisen nicht bestätigt.

(afp)
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