Wirtschaftskrise Mehr Arbeitslose — wird Kurzarbeit ausgebaut?

Berlin/Düsseldorf (RP). Angesichts dramatischer Zahlen vom Arbeitsmarkt werden Stimmen nach einer längeren Zahlung des Kurzarbeitergeldes lauter. CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla plädierte gestern dafür, die Maßnahme von derzeit 18 auf 24 Monate auszudehnen. Auch Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) hatte vor wenigen Tagen in einem Gespräch mit unserer Redaktion seine Zustimmung zu einer längeren Bezugsdauer signalisiert.

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Foto: AP

Die schwere Rezession hat dazu geführt, dass im März erstmals seit 80 Jahren die gewohnte Frühjahrsbelebung ausblieb: Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit stieg die Zahl der Arbeitslosen von Februar auf März um 34.000 auf 3,586 Millionen. Die Arbeitslosenquote lag damit bei 8,6 Prozent, also um 0,1 Prozentpunkt höher als im Vormonat. Noch deutlicher fällt der Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat mit einer Zunahme um 78.000 aus. Nur in Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt lag die Quote unter dem Vorjahresniveau. In NRW waren im März insgesamt 806.900 Menschen arbeitslos gemeldet — 11.530 mehr als im Februar. Die Quote stieg um 0,1 Punkte auf neun Prozent.

"Die aktuellen Arbeitsmarktzahlen bestätigen, was wir von vielen Unternehmen hören: Die Lage ist ernst, ihre Auftragslage ist schwierig", sagte Arbeitsminister Scholz. "Ich appelliere an alle Unternehmen, die Kurzarbeit zu nutzen und nicht mit Entlassungen Fakten zu schaffen, die dauerhaft sind." Die Kurzarbeit wirke derzeit stabilisierend auf den Arbeitsmarkt, sagte der Chef der Bundesagentur, Frank-Jürgen Weise. Im März meldeten ersten Hochrechnungen zufolge Betriebe rund 740 000 Beschäftigte für Kurzarbeitergeld an. Einen Anstieg der Arbeitslosenzahl auf vier Millionen noch in diesem Herbst schloss Weise nicht aus. Ausschlaggebend sei die Konjunkturentwicklung.

Nach Ansicht der Industrieländervereinigung OECD könnte die Wirtschaftskrise im kommenden Jahr zu fünf Millionen Arbeitslosen in Deutschland führen. "Für dieses Jahr rechnen wir mit 3,9 Millionen Arbeitslosen. Im kommenden Jahr dürfte die Schwelle von fünf Millionen überschritten werden", sagte der OECD-Chefökonom Klaus Schmidt-Hebbel unserer Zeitung. Auf die 30 führenden Wirtschaftsnationen der Welt rollt die größte Arbeitslosenwelle seit dem Zweiten Weltkrieg zu. Die exportabhängige deutsche Wirtschaft leide besonders unter dem weltweiten Einbruch. Die Bundesregierung forderte Schmidt-Hebbel zu weiteren Wirtschaftsimpulsen auf. "Wir empfehlen der Regierung, darüber nachzudenken, weitere Maßnahmen zu ergreifen", sagte er. Als Beispiel nannte er weitere Steuersenkungen für Geringverdiener und Investitionshilfen.

(RP)
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