Etihad steigt groß bei Air Berlin ein Mehdorns Märchen aus 1001 Nacht

Berlin · Für den neuen Air-Berlin-Chef Hartmut Mehdorn muss es wie ein Märchen aus 1001 Nacht geklungen haben. Die arabische Fluggesellschaft Etihad kauft sich mit 73 Millionen Euro bei der angeschlagenen Air Berlin ein und eröffnet ihr zusätzlich eine Kreditlinie von rund 200 Millionen Euro. Air Berlin sitzt derzeit auf einem Berg von mehr als 600 Millionen Schulden.

Hartmut Mehdorn - Manager mit Ecken und Kanten
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Neben diesem Investitions-Vertrag steht auch noch eine Vereinbarung übers operative Geschäft, der Air Berlin letztlich auf seine Kernkompetenz reduzieren dürfte, nämlich im Prinzip auf Kurz- und Mittelstreckenflüge in Europa und die arabischen und nordafrikanischen Urlaubsziele. Etihad dagegen ist ein klassischer Langstreckenflieger. Und den ausufernd wachsenden arabischen Fernfliegern fehlt eindeutig das Quellpublikum.

Künftig umsteigen in Abu Dhabi

So steigen Air-Berlin-Passagiere Richtung Ferner Osten, Indien und Australien ab 15. Januar in Abu Dhabi in einen Etihad-Jet um. In Nord- und Südamerika wollen beide Fluggesellschaften vorerst weiter landen. Dass das so bleibt, darf bezweifelt werden. Etihad dagegen verzichtet darauf, den neuen Berliner Flughafen mit seinen Jets anzufliegen, behält aber Frankfurt, München und Düsseldorf im Ziele-Portfolio.

"Wir füttern Abu Dhabi", sagte Mehdorn und verwendete damit wahrscheinlich unbewusst die wörtliche Übersetzung des englischen Begriffs "Feeder" für Zubringer-Airline.

"Ein Geschenk des Himmels", sagte Mehdorn zu den sich aus der Kooperation ergebenden Synergieeffekten, etwa bei der Wartung der neuen Flotte des Boeing-"Dreamliners" 787, von denen Air Berlin 15 Stück bestellt hat. Für sie hätte man eine eigene Service-Abteilung aufbauen müssen. Etihad aber ist einer der größten B-787-Kunden bei Boeing.

Tätige Mithilfe Hüttmeyers

Tatsächlich sind die Araber schon seit einigen Jahren als finanzkräftiger Partner Air Berlins im Gespräch. Zuletzt war es nach dapd-Informationen immer wieder Finanzchef Ulf Hüttmeyer, der auf den Deal drängte. Er soll sogar andeutungsweise seine Zukunft damit verknüpft haben. Seine Grenzen setzte ihm Mehdorns Vorgänger Joachim Hunold, der die Bestimmungshoheit über das von ihm gegründete Unternehmen schwinden sah und lieber hohe Schulden in Kauf nahm.
Zwei Krisen hintereinander ließen aber den Netto-Schuldenberg auf stattliche 600 Millionen Euro anwachsen, so dass Hunold letztlich den Stab an seinen Vertrauten Mehdorn abgab, der unter tätiger Mithilfe Hüttmeyers die Einigung erzielte.

Ob Etihad auf diesen Stabwechsel gedrängt haben mag, blieb am Montag der Öffentlichkeit verborgen. Aber es war Mehdorn, der unmittelbar nach seiner Amtseinführung ein Sparprogramm auflegte.
Und es war Etihad-Chef James Hogan, der sagte: "Wir wären nicht eingestiegen, wenn wir nicht überzeugt gewesen wären, dass sie auf dem Weg zur Profitabilität sind." Die Chancen stehen nach dem Deal mit Sicherheit besser, weil jeder Partner tut, was er am besten kann.

(APD)
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