Wirtschaft im Wandel Software für Spione

Düsseldorf · 2007 gründete Daniel Greitens Maximago. Heute arbeitet das Unternehmen aus Lünen für Dax-Konzerne und Nachrichtendienste.

 Maximago-Gründer Daniel Greitens (rechts) scherzt bei der Preisverleihung von „NRW – Wirtschaft im Wandel“ mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart.

Maximago-Gründer Daniel Greitens (rechts) scherzt bei der Preisverleihung von „NRW – Wirtschaft im Wandel“ mit NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart.

Foto: Endermann, Andreas (end)

In vielen Unternehmen würden Mitarbeiter bei so einer Aussage Probleme bekommen: „Ich lege mich im Büro auch mal hin und schlafe eine Runde.“ Glücklicherweise ist Daniel Greitens sein eigener Chef – und ein erfolgreicher noch dazu.

Deswegen hat das Schläfchen am Arbeitsplatz wenig mit dem sprichwörtlichen „auf der faulen Haut liegen“ zu tun, sondern vielmehr mit einer Philosophie: „Für mich war immer klar, dass ich mich bei der Arbeit so frei fühlen wollte wie Zuhause. Arbeitszeit ist ja schließlich Lebenszeit“, sagt Daniel Greitens: „Gleichzeitig versuche ich, in der Zeit, in der ich arbeite, so effizient wie möglich zu sein. Das gleiche Freiheitsgefühl möchte ich jedem unserer Mitarbeiter ermöglichen.“ 

Und deshalb ist Maximago auch kein gewöhnliches Unternehmen. 2007 hat Greitens das Software-Unternehmen gegründet – in Lünen, einer knapp 90.000-Einwohner-Stadt in der Nähe von Dortmund. Das Büro ist dabei Arbeits- und Lebensraum in einem. Besprechungsräume können von den Mitarbeitern auch privat für Spieleabende oder Bandproben genutzt werden, wer sich sportlich betätigen will, kann den firmeneigenen Fitnessraum nutzen – und dank eines Eltern-Kind-Büros ist auch die zeitweilige Betreuung des Nachwuchses kein Problem, für den das Unternehmen gleichzeitig die vollen Kindergartengebühren übernimmt.

Es sind Arbeitsbedingungen, die man von manchem Großkonzern kennt, Maximago hat knapp 50 Mitarbeiter. Doch Greitens weiß: Wer im Kampf um die besten Talente mithalten und Erfolg haben will, muss sich etwas einfallen lassen. „Wir könnten locker doppelt so groß sein, aber wir finden die Leute nicht.“

Dem Erfolg von Maximago stand dies bislang allerdings nicht im Weg. Zu den Kunden des Unternehmens zählen Dax-Konzerne wie Continental, Siemens oder RWE, aber inzwischen auch Kunden aus einer ganz besonderen Branche: Seit einigen Jahren zählen auch Militär und Nachrichtendienste zum Maximago-Kundenkreis. 

Die Kontakte haben sich schon vor Jahren entwickelt, als Greitens viel durch das Land zog und Vorträge hielt. Damals war das Betriebssystem Windows Vista gerade neu auf dem Markt. Greitens, der schon während des Studiums eine Web-Agentur gegründet hatte und sich auch anfangs mit Maximago speziell um die Benutzeroberflächen bei Software konzentrierte, referierte über Software-Ästhetik, darüber, wie sich die Bedienbarkeit erleichtern ließe. „Damals war ja in der Software noch alles grau.“

Inzwischen hat sich nicht nur Windows weiterentwickelt, sondern auch Maximago. Aus dem Oberflächen-Optimierer wurde ein kompletter Software-Anbieter, der zuletzt rund eine Million Euro investierte, um ein komplett neues Angebot zu schaffen: Orgenic.

Mit diesem Baukastensystem ist es Maximago erstmals möglich, auch kleineren und mittelständischen Unternehmen ein bezahlbares Angebot zu machen. Während Maximago eher Projekte ab 250.000 Euro realisierte, ist man jetzt auch schon bei kleineren Aufträgen konkurrenzfähig. Zuletzt realisierte man beispielsweise ein Klinikportal. In Zukunft sollen damit insgesamt deutlich mehr Kunden geworben werden. 

Dieser permanente Wandel, dieses Anpassen an veränderte Rahmenbedingungen, ist notwendig, um dauerhaft konkurrenzfähig zu bleiben. Damit er bei Maximago gelingt und nicht irgendwann die Betriebsblindheit einsetzt, hat das Unternehmen einen Beirat eingesetzt, in dem unter anderem ein Personalmanager von Ikea und ein Informatikprofessor sitzen.

Auch das gehört zu Greitens Arbeitsphilosophie: Keine Scheu vor dem Blick von außen. Auch wenn es hart sein kann, hat der Gründer gute Erfahrungen damit gemacht. Im dritten Jahr des Bestehens von Maximago fragte er einen Wirtschaftspsychologen um Rat. „Ich habe gemerkt, dass wir nicht gut performen und wollte wissen, was wir tun können. Am Ende lag es an mir, ich habe nicht gut genug geführt.“

Noch heute nennt er als entscheidende Phase für den Wandel von Maximago den Schritt vom Unternehmen, in dem der Gründer selbst überall Hand anlegt, zur Firma, in der er als Chef primär delegiert und sich verstärkt um Prozesse kümmert. „Als Gründer muss man sich immer selbst hinterfragen“, sagt Daniel Greitens.

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