"Markencheck" Ikea Markencheck Ikea - Die vier Kategorien
Stressfaktor: Der WDR-"Markencheck" hat zehn Paare, alles Leser der Rheinischen Post, bei Ikea und zum Vergleich im Möbelhaus Höffner einkaufen lassen. Fünf Paare starteten bei Ikea, fünf bei Höffner. Für ein Budget von 350€ haben die Paare zwei Stunden lang eingekauft und mussten sich dabei an einen vorher von Ihnen festgelegten Einkaufszettel halten. Danach haben die Paare im jeweils anderen Möbelhaus unter denselben Bedingungen eingekauft. Ein Experte hat im Anschluss die Stresswerte aller Paare ausgewertet und festgestellt: Der Einkauf bei Ikea war stressiger.
Ikea-Prinzip: Nach dem Einkauf kommt der Aufbau. Wir Verbraucher machen uns da zu unbezahlten Handlangern von Ikea, indem wir die Möbel selbst zusammenschrauben. Zum einen spart Ikea auf diese Weise Geld, zum anderen wird es dadurch aber bei seinen Kunden sogar noch beliebter. Denn in einem Experiment hat Markencheck herausgefunden: Durch das Selbstaufbauen der Möbelstücke erlangen diese beim Kunden einen höheren Wert – trotz Extraaufwands. Markensoziologe Oliver Erichiello erklärt, welches Prinzip dahinter steckt. Starke Marken brechen Regeln und Erwartungshaltungen. Die Kunden eines Möbelhauses rechnen mit Service und Dienstleistungsfreundlichkeit. Bei Ikea erleben wir das Gegenteil. Und das mache Ikea so beliebt.
Qualität: Der Klassiker Billy ist in den letzten 30 Jahren günstiger geworden. 1980 kostete das Regal umgerechnet noch 51 Euro, heute, 2014, nur noch 38 Euro. Geht das bei gleicher Qualität? Im ersten Teil des Qualitätschecks hat ein Schreinermeister vier Billys von vor rund 30 Jahren mit Billy von heute verglichen: Verbindungen aus Metall wurden gegen schlechter belastbarere aus Plastik ausgetauscht. Auch die Verschraubung war, so der Schreiner, vor 30 Jahren besser, heute spart Ikea an der Länge der Schrauben. Außerdem ist Billy jetzt 80 cm breit, damals waren es noch 90 cm.
Auch die Bretter selbst sind in ihrer Breite geschrumpft: Sie sind heute einen Millimeter dünner, und genau der macht’s aus, so der Schreiner: Billy sei deutlich weniger belastbar im Vergleich zu damals. Trotz allem: Den Belastungstest mit knapp 20 Kilogramm bestehen die Regale alt wie neu, und auch drei simulierte Umzüge hat das neue Billy überstanden. Schreiner Hampel kommt zu dem Ergebnis: „Sie scheinen bei Ikea genau die Grenzen zu kennen, die sie nicht überschreiten dürfen.“
Fairness: Ikea hat offenbar einen hohen Anspruch: „Democratic Design“ ist das Prinzip, auf das Ikea baut: Faire Preise, faire Löhne, fair sein auch zur Umwelt. Doch schon im ersten Ikea-Check (2011) stellte sich heraus: Ikea hat das DDR-Regime unterstützt, indem es dort Möbel kaufte, die billig in Gefängnissen produziert wurden. Von Unschuldigen, von politischen Häftlingen.
Jetzt finden die Markenchecker heraus: Zu den Ikea-Lieferanten zählt eine Firmengruppe, die auch eine Fabrik in Weißrussland hat. Werden dort etwa auch Möbel für Ikea produziert? Eigentlich kaum vorstellbar. Denn Weißrussland ist eine Diktatur, in der auch Journalisten gefährlich leben. Trotzdem schleusen sich die Check-Reporter unter falscher Legende in die Firma ein, die offenbar für Ikea produziert. Sie wollen herausfinden, für welche Marken diese Firma in Weißrussland produziert. Auch für Ikea?