Streit um Tarifvertrag für Ärzte Marburger Bund lehnt Angebot ab

Bonn · Die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag für die rund 50.000 Ärzte an kommunalen Kliniken drohen zu scheitern. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund bezeichnete das in der vierten Runde von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot als "Schlag ins Gesicht der Ärzte".

Was Ärzte an Honoraren bekommen
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Foto: AP

Auf das Jahr gerechnet biete die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) eine Erhöhung um 1,1 Prozent - das sei "ein schlechter Witz", sagte Verhandlungsführer Lutz Hammerschlag am Dienstag in Bonn. Nach dem Willen der Arbeitgeber sollen die Gehälter wie auch die Entgelte für Bereitschaftsdienste um 1,48 Prozent steigen. Um diesen Satz lege auch das Budget der Krankenhäuser zu, argumentierte VKA-Verhandlungsführer Joachim Finklenburg. Der Vertrag soll bis Ende 2012 laufen. Für Assistenzärzte in Weiterbildung zum Facharzt werde nach sechs Jahren eine zusätzliche Gehaltsstufe eingeführt.

Die Krankenhäuser seien bereit, die Steigerung ihrer Budgets aus der Krankenhausfinanzierung in vollem Umfang an die Ärzte weiterzugeben, sagte Finklenburg. Mehr stehe den Kliniken durch ihre gesetzliche geregelte Finanzierung nicht zur Verfügung.

"Nicht ansatzweise gerecht"

Das vorgelegte Angebot werde den Anforderungen der Ärzte nicht ansatzweise gerecht, sagte Hammerschmidt. Die Forderung des Marburger Bundes nach verbindlichen tarifvertraglichen Regelungen zur Verbesserung der Arbeitssituation in den Bereitschaftsdiensten lehnten die Arbeitgeber ab. "Die VKA ignoriert die Arbeitssituation der Ärzte und provoziert ein Scheitern der Tarifverhandlungen", erklärte der Verhandlungsführer.

Die Gewerkschaft fordert eine lineare Gehaltserhöhung um sechs Prozent und die Begrenzung von Bereitschaftsdiensten auf vier pro Monat. Derzeit leisteten 55 Prozent der Ärzte in kommunalen Krankenhäusern pro Monat durchschnittlich fünf bis neun Bereitschaftsdienste, drei Prozent sogar 10 bis 14 solcher Dienste.

Planbare Arbeitszeiten angeboten

Das Angebot der VKA greife ausdrücklich auch die Planbarkeit der Arbeitszeiten auf, erklärte der Verband. Bei der betrieblichen Organisation und Planung von Bereitschaftsdiensten solle verstärkt Aspekten der Gesundheitsvorsorge Rechnung getragen werden. Dazu gehörten Planbarkeit und Verlässlichkeit von Arbeitszeit. Dies aber müsse "unter Beachtung der jeweiligen Größe und Strukturen der einzelnen Häuser und Abteilungen vor Ort geschehen", sagte VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann.

Die Verhandlungen laufen seit Ende August. In der zurückliegenden Tarifrunde 2010 einigten sich beide Parteien auf die Einführung von 15-prozentigen Zeitzuschlägen für Nachtarbeit.

(APD)
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