Überraschender Rücktritt MAN-Chef Samuelsson gibt auf

München (RP). Ohne jede Vorwarnung ist der Schwede Hakan Samuelsson vom Vorstandsvorsitz des Münchener Dax-Konzerns zurückgetreten. Begründet hat er den Schritt nicht. Beobachter vermuten eine Schmiergeldaffäre als Hintergrund.

Völlig überraschend gibt Hakan Samuelsson den Chefsessel beim Lastwagen- und Maschinenbauer MAN ab. Der 58-jährige Schwede hinterlässt einen vorbildlich sanierten Konzern — und ein gerade deshalb umso größeres Fragezeichen.

"Samuelsson ist zu der Überzeugung gekommen, dass es zum Wohle des Unternehmens einen personellen Neuanfang auf höchster Ebene geben sollte", hieß es gestern um 16.39 Uhr in einer Pflichtmitteilung des Münchener Unternehmens. Seither kreisen die Spekulationen um den Grund für den Rücktritt des auffällig unauffälligen Top-Managers, dessen Vertrag erst im Februar für weitere vier Jahre verlängert worden war.

Am hartnäckigsten hielt sich gestern das Gerücht, Samuelsson sei am Ende doch über den MAN-Schmiergeld-Skandal gestolpert. Seit Mai ermittelt die Münchener Staatsanwaltschaft gegen Vertriebsleute des Dax-Konzerns, weil sie Kunden mit Schmiergeld zum Kauf von Lastwagen und Bussen überredet haben sollen. Betroffen ist vor allem die Nutzfahrzeugsparte, deren Führung der damals 49-jährige Schwede im Juli 2000 übernommen hatte, bevor er vier Jahre später den MAN-Vorstandsvorsitz übernahm. Die Vermutung, eine Verbindung zu ihm sei nun doch möglich, speist sich vor allem aus der ausbleibenden Benennung eines Nachfolgers: Wenn ein Top-Manager derart plötzlich und ohne geregelte Nachfolge abtritt, sind nicht selten Unregelmäßigkeiten der Hintergrund.

Möglicherweise stand Samuelsson aber auch dem neuesten Projekt des Wolfsburger Auto-Moguls Ferdinand Piëch im Weg. Nachdem der VW-Großaktionär und -Chefkontrolleur mit der Integration von Porsche sein Pkw-Geschäft nach seinen Vorstellungen umgebaut hat, wird er sich als nächstes der Lkw-Sparte von Europas größtem Autobauer widmen.

VW ist auf Betreiben Piëchs 2006 bei MAN eingestiegen und hält inzwischen 30 Prozent an der weltweiten Nummer drei im Nutzfahrzeugbau. Zugleich kontrolliert VW auch die weltweite Nummer fünf, die schwedische Scania, die wegen ihrer Profitabilität als Perle der Branche gilt. Um Scania und MAN mit dem Nutzfahrzeug-Geschäft von VW unter dem Wolfsburger Dach zu verschmelzen, braucht Piëch einen neuen Kopf: Nachdem MAN vor knapp drei Jahren mit dem Versuch einer feindlichen Übernahme von Scania gescheitert ist, gelten Samuelsson und Scania-Chef Leif Östling für diese Aufgabe als verbrannt. Sie hatten sich öffentlich gegenseitig so massiv attackiert, dass keiner von beiden für die jeweils andere Belegschaft akzeptabel ist. Pikant: Bevor Samuelsson zu MAN wechselte, war er als Produktionsvorstand selbst im Top-Management von Scania. Schon in dieser Funktion hatte er sich mit Östling überworfen.

Bei MAN hat Samuelsson sich mit einer ebenso konsequenten wie profitablen Konzentration des Konzerns auf den Bau von Maschinen und Lastwagen einen Namen gemacht. Nach fünf Monaten im Amt verkaufte er die Raumfahrt-Sparte MAN Technologie und kaum ein Jahr später die Druckmaschinen-Sparte Manroland sowie im vergangenen Jahr den Industriedienstleister Ferrostaal.

(RP)
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