Modelleisenbahnhersteller Märklin meldet Insolvenz an

Göppingen (RPO). Im Jahr seines 150-jährigen Firmenjubiläums hat der traditionsreiche Modelleisenbahn-Hersteller Märklin Insolvenz angemeldet. Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, wurde beim Amtsgericht Göppingen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

 Eine Lok mit Tradition: die Märklin-Lok

Eine Lok mit Tradition: die Märklin-Lok

Foto: AP, AP

Die Gespräche über die weitere Finanzierung des Restrukturierungsprozesses seien ergebnislos verlaufen, hieß es zur Begründung. Der Geschäftsbetrieb solle aber ohne Einschränkungen weiterlaufen.

Insolvenzantrag wurde sowohl für Märklin als auch für die Nürnberger Trix Modelleisenbahn GmbH gestellt, die 1997 von Märklin übernommen worden war. "Wir sind gewillt, in Abstimmung mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter unser Traditionsunternehmen mit Kultstatus mit den Instrumenten des deutschen Insolvenzrechts zu sanieren und dauerhaft im Markt zu etablieren", erklärte Geschäftsführer Dietmar Mundil.

Seit 2006 gehört das 1859 gegründete Unternehmen dem britischen Finanzinvestor Kingsbridge Capital. In den vergangenen Tagen hatte der Modellbahnbauer über eine Verlängerung Ende Januar ausgelaufener Kredite verhandelt. Trotz intensiver Gespräche hätten die Geschäftsbanken aber nicht zugestimmt, sagte Mundil. Medienberichten zufolge soll es sich um einen 50-Millionen-Kredit handeln. Geschäftsbanken des Unternehmens sind die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die Kreissparkasse Göppingen.

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Ulmer Fachanwalt für Insolvenzrecht, Michael Pluta bestellt. "Wir sondieren derzeit die Lage, um uns ein umfassendes Bild des Unternehmens machen zu können", erklärte der Anwalt. Für Prognosen sei es noch zu früh. Die aktuelle Gesamtzahl der Beschäftigten bezifferte Pluta auf rund 1300 - darunter 650 in Göppingen und 60 in Nürnberg. Hinzu kommen 600 Mitarbeiter in Ungarn, die allerdings womöglich nicht von der Insolvenz betroffen sind. Über ein von Märklin beauftragtes Kommunikationsunternehmen war zunächst eine geringere Zahl in Umlauf gebracht worden.

Wegen anhaltender Verluste bei Märklin hatte es bereits häufiger Verkaufsgerüchte gegeben. Geschäftsführer Mundil erklärte, die Maßnahmen, die in den vergangenen Jahren umgesetzt wurden, hätten sich "nicht in dem ursprünglich geplanten Kosten- und Zeitrahmen ausgewirkt". Im Kerngeschäft habe Märklin aber zuletzt erfolgreich gewirtschaftet. Der Umsatz sei im abgelaufenen Geschäftsjahr trotz schwieriger Wirtschaftssituation, Konsumzurückhaltung und der Konkurrenz aus Fernost gestiegen. Für 2008 gab das Unternehmen einen Umsatz von 128 Millionen Euro an.

Bis ein Insolvenzverfahren eröffnet wird, kann es nach Angaben des Amtsgerichts Göppingen noch rund zwei Monate dauern. Bis dahin könne für die Mitarbeiter Insolvenzausfallgeld in Anspruch genommen werden. Die Beschäftigten in Deutschland sollen bereits für Januar kein Gehalt überwiesen bekommen haben.

In diesem Jahr soll eigentlich gefeiert werden: Zum 150. Firmengeburtstag sind Ausstellungen in mehreren Städten sowie eine Sonderausstellung am Standort Göppingen geplant. Die Insolvenz dürfte allerdings die Festlaune erheblich trüben. Auf der Nürnberger Spielwarenmesse, die am Donnerstag eröffnet wird, ist Märklin aber wie geplant vertreten.

(AP)
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