Großaktionär kritisiert Konzernführung Machtkampf in der Hauptversammlung bei TUI

Hannover (RPO). Der Kampf um die Macht im Reisekonzern TUI hat für Hochspannung in der Hauptversammlung des Unternehmens am Mittwoch in Hannover gesorgt. Auf Antrag von Großaktionär John Fredriksen wurde die Abwahl des Aufsichtsratschefs Jürgen Krumnow auf die Tagesordnung gesetzt. Der Großreeder wirft der Unternehmensführung schlechtes Management und mangelnde Kapitalausschüttung vor. Konzern-Chef Michael Frenzel wies dies zurück: "Die TUI ist heute wetterfester als noch in den vergangenen Jahren."

Frenzel kritisierte vor rund 2.800 Aktionären die in den vergangenen Wochen personalisierte Diskussion, die einen Teil der Kräfte binde. Sie werde den Konzern aber nicht davon abhalten, zügig die Trennung von der Tochtergesellschaft Hapag-Lloyd umzusetzen. Er sei überzeugt, die Trennung bringe eine gestärkte TUI AG hervor.

Die Konzernführung favorisiert demnach einen Verkauf der Containerschifffahrt. "Wir schließen keine der möglichen Optionen aus, auch wenn wir eine deutliche Priorität für die Verkaufslösung sehen", sagte Frenzel. Ein Verkauf lasse sich zeitlich am schnellsten umsetzen. Frenzel versprach: "Wir werden unsere Aktionäre angemessen am Erlös beteiligen."

Fredriksen, der mit knapp zwölf Prozent der größte TUI-Anteilseigner ist, würde jedoch einen sogenannten Spin Off dem Verkauf vorziehen. Dabei würde aus Hapag-Lloyd und der Reisesparte je ein eigenständiges Unternehmen werden und die Aktionäre für ihre jetzigen TUI-Papiere eine bestimmte Menge der neuen Papiere bekommen.

Aufsichtsrat fehlt laut Troim die Expertise

Vor diesem Hintergrund betrieb Fredriksen die Neubesetzung des Aufsichtsrats. Das bisherige Kontrollgremium verfüge nur über eingeschränkte Expertise in der Containerschifffahrt, sagte Fredriksens rechte Hand, Tor Olov Troim, vor den Aktionären. Dies sei aber gerade in der Zeit der Hapag-Lloyd-Abspaltung sehr wichtig. Aus diesem Grund solle Fredriksen als Aufsichtsratsmitglied bestellt werden. Allerdings ziehe er nur in das Kontrollgremium ein, wenn Krumnow nicht mehr an der Spitze stehe.

Troim, der den krankheitsbedingt entschuldigten Fredriksen vertrat, betonte, man sei kein Unruhestifter. Aber: "Das Unternehmen hat in den vergangenen 14 Jahren unter einem schwachen Management gelitten." Es habe keine klare, kontinuierliche Strategie und konzentriere sich zuwenig auf Wertschöpfung. Beispielsweise hätte eine Investition von 1.000 Euro in TUI-Aktien bei Amtsantritt von Vorstandschef Frenzel im Januar 1994 Anfang 2008 nur noch einen Wert von 970 Euro gehabt. Ein vergleichbares Investment in den DAX wäre hingegen zum selben Stichtag rund 2.900 Euro wert gewesen.

Frenzel verweist auf Geschäftsjahr 2007

Frenzel dagegen verwies auf das erfolgreiche Geschäftsjahr 2007 und das erste Quartal 2008. Von Januar bis März habe sich das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA) aller Sparten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 21 Prozent verbessert, so dass der Verlust von 248 auf 196 Millionen Euro geschrumpft sei. Der Umsatz der Sparten stieg um 24 Prozent auf rund 5,1 Milliarden Euro.

Mit der entscheidenden Abstimmung über die Abberufung von Krumnow wurde erst für den Abend gerechnet. Für beide Seiten machten sich Vertreter von Aktionärsvereinigungen und Fonds stark. Beobachter rechneten damit, dass der Konzern die nötige Mehrheit zur Verhinderung der Abwahl erreichen würde.

Um den Aufsichtsrat abzuwählen, ist entsprechend der Satzung des Konzerns eine einfache Mehrheit von 51,1 Prozent der anwesenden Stimmen nötig. Aufgrund des wichtigen Ereignisses und der starken Mobilisierung von beiden Seiten waren am Mittwoch mit 71,49 Prozent soviele Anteilseigner vertreten wie seit Jahren nicht. Mehr als 30 Prozent gelten als Unterstützer von Frenzel.

Für den Fall, dass die Abwahl an diesem Tag scheiterte, kündigte ein Vertrauter von Fredriksen bereits die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung an. Dann bliebe ihnen mehr Zeit, mehr Aktionäre hinter sich zu versammeln.

(ap)
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