Lufthansa-Personal legt Arbeit nieder Verdi-Streik betrifft 57.000 Passagiere in Düsseldorf

Düsseldorf/Köln · Rund 20.000 Beschäftigte des Lufthansa-Bodenpersonals werden am Mittwoch die Arbeit niederlegen. Welche Folgen das in Düsseldorf, Köln und an anderen Flughäfen hat.

Chaos am Düsseldorfer Flughafen: Ein Rückblick auf die letzten Jahre - Fotos
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Chaos am Düsseldorfer Flughafen - ein Rückblick auf die letzten Jahre

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Foto: dpa/Henning Kaiser

Der Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals wird zehntausende Urlauber in Düsseldorf, München und Frankfurt treffen. Denn am Mittwoch legen wohl rund 20.000 Angestellte ihre Arbeit für einen Tag nieder und sorgen so für massive Flugausfälle und -verspätungen. Sie sind unter anderem dafür zuständig, die Flugzeuge zu warten und in die richtige Position zu bringen. Die Gewerkschaft Verdi hatte die Beschäftigten am Montag dazu aufgerufen, von Mittwochmorgen 3.45 Uhr bis Donnerstagmorgen um sechs Uhr zu streiken. Der Grund: Nach zwei Verhandlungsrunden mit der Lufthansa sieht die Gewerkschaft ihre Forderungen nicht erfüllt und hat nun das letzte Mittel gewählt, sie durchzusetzen.

Das erste Tarifangebot des Unternehmens hatte Verdi abgelehnt. „Es war sehr weit von unseren Forderungen entfernt“, sagte ein Sprecher der Gewerkschaft unserer Redaktion. Die Lufthansa habe Festbeträge und eine ergebnisabhängige Komponente bei einer Laufzeit von 18 Monaten präsentiert. Verdi verlangt aber bei zwölf Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen. Davon sollen untere Lohngruppen besonders profitieren. Das Gehalt der Beschäftigten müsse mindestens um 350 Euro steigen. Zudem solle der Stundenlohn deutlich höher liegen als der gesetzliche Mindestlohn. „Das ist für ein Unternehmen mit Staatsbeteiligung nur folgerichtig“, sagte der Sprecher. Am 3. und 4. August sollen die Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und dem Unternehmen weitergehen.

Michael Niggemann, Personalvorstand und Arbeitsdirektor der Deutschen Lufthansa AG, reagierte am Montag ungehalten auf den geplanten Warnstreik. „Verdi hat nach nur zwei Verhandlungstagen einen Streik angekündigt, den man aufgrund der Breite über alle Standorte hinweg und der Dauer kaum noch als Warnstreik bezeichnen kann“, wird er in einer Pressemitteilung des Unternehmens zitiert. Das sei umso unverständlicher, als die Arbeitgeberseite bereits hohe und sozial ausgewogene Vergütungserhöhungen angeboten hätten – trotz der nach der Coronakrise wirtschaftlich für die Lufthansa weiter angespannten Situation, hoher Schuldenlasten und unsicherer Aussichten für die Weltwirtschaft. „Nach den enormen Bemühungen zur Stabilisierung unseres Flugbetriebs bedeutet das eine erneute, erhebliche und unnötige Belastung für unsere Fluggäste und auch für unsere Mitarbeitenden über den Streiktag hinaus“, so Niggemann.

Der Flughafen Düsseldorf kündigte am Montag an, dass wohl 57.000 Passagiere von dem Streik betroffen sein könnten. Denn auch die Mitarbeiter der Firma Leos seien aufgerufen worden, mitzumachen. Und die übernähmen 70 bis 80 Prozent aller sogenannten Push-Back-Vorgänge. Das bedeutet, sie schieben die Flugzeuge von der jeweiligen Parkposition zurück, damit diese Richtung Startbahn rollen können. Ein großer Anteil der 430 Starts und Landungen, die am Mittwoch geplant waren, könnten also wegen des Streiks ausfallen oder sich verspäten. Der Flughafen empfiehlt den Reisenden deshalb, sich beim Reiseanbieter oder der Airline über den aktuellen Stand zu informieren.

Am Flughafen  Köln-Bonn dagegen dürfte es weniger große Auswirkungen durch den Streik geben. „Die Lufthansa fliegt von hier ausschließlich nach München und zurück“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion am Dienstag. Das seien fünf Flugbewegungen pro Strecke am Tag (nur etwas mehr als zwei Prozent). Zudem sei am Köln-Bonner Flughafen kein Lufthansa-Personal beschäftigt. „Wir arbeiten mit einem externen Dienstleister zusammen“, so der Sprecher.

Passagiere am Düsseldorfer Flughafen werden die Auswirkungen des Streiks zu spüren bekommen.

Passagiere am Düsseldorfer Flughafen werden die Auswirkungen des Streiks zu spüren bekommen.

Foto: dpa/Thomas Banneyer

An den Flughäfen in München und Frankfurt sieht das schon anders aus. Ab letzterem machen Lufthansa-Flüge laut Angaben eines Sprechers rund 50 bis 60 Prozent des Verkehrs aus. Wie viele Flüge konkret ausfallen werden, kann aber noch niemand abschätzen. Den genauen Streichplan will die Lufthansa bis Dienstagabend bekannt geben.

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