Kampf um die Lufthoheit Lufthansa will Jets von Laudamotion zurückziehen

Düsseldorf · Der Kampf um die Lufthoheit verschärft sich: Lufthansa will dem Ryanair-Ableger Laudamotion neun geleaste Jets wieder wegnehmen. Ryanair kritisiert dies als Angriff auf die Passagiere mitten in der Sommersaison.

Die Lufthansa will vom auch in Düsseldorf sehr aktiven Ferienflieger Laudamotion neun geleaste Airbus-Jets zurückholen. Man habe die Verträge wegen ausbleibender Zahlungen gekündigt. Das sagte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber unserer Redaktion am Freitag. Von einem sofortigen Rückzug der Flugzeuge sei nicht auszugehen, weil ein Gericht in London über den Streit entscheiden müsse.

Laudamotion erklärte, man gehe davon aus, den Flugbetrieb aufrecht halten zu können, obwohl fast die halbe Flotte zur Disposition steht. Hintergrund des Streits ist, dass Laudamotion den früheren Air-Berlin-Ableger Niki mit Flugrechten gekauft hat, obwohl Lufthansa dies wollte. Doch dann verbot die EU-Kommission diese Übernahme, Laudamotion kam zum Zuge, und Lufthansa wurde von der EU verpflichtet, neun von Niki übernommene Jets an Laudamotion zu verleasen.

In Wahrheit will Lufthansa mit der Aktion Ryanair schwächen: Die Iren halten 75 Prozent der Anteile an Laudamotion und erhöhen so insbesondere ihre Präsenz in NRW. Laudamotion ist Marktführer ab Düsseldorf nach Mallorca auf den von Niki übernommenen Flugstrecken, weil Niki wiederum die früheren Air-Berlin-Strecken übernommen hatte.

Ryanair hält die angekündigte Rücknahme der Jets für illegal: Laudamotion habe Leasing-Raten an Lufthansa immer bezahlt, erklärt Ryanair. Allerdings weigere man sich, zu hohe Gebühren zu zahlen. Ryanair-Manager Juliusz Komorek sagt: „Lufthansas Versuch, diese Leasing-Verträge für neun Flugzeuge mitten in der Sommer-Saison zu beenden, würde Laudamotion und ihren Kunden maximal schaden und ist ein Bruch der EU-Verpflichtungen.“

Ryanair kündigte an, die EU einzuschalten, damit die Leasing-Verträge weiterlaufen. Die EU-Kommission erklärte auf Anfrage unserer Redaktion, den Streit nicht kommentieren zu wollen.

Dabei war der Weg, wie Niki bei Laudamotion und damit am Ende bei Ryanair landete, sehr ungewöhnlich: Zuerst hatte Ende 2017 Lufthansa vom Air-Berlin-Insolvenzverwalter den Zuschlag für Niki erhalten, weil die Deutschen das höchste Angebot gemacht hatten. Dann legte die EU-Kommission ein Veto ein.

Als Reaktion verkaufte der Insolvenzverwalter Niki an die britisch-spanische-Gruppe Vueling, ein Ableger von British Airways und Iberia. Doch dann startete auf einmal zusätzlich ein Insolvenzverfahren zu Niki in Österreich. Am Ende erwarb Niki Lauda Niki und integrierte sie bei seiner Marke Laudamotion, nachdem er für eine „österreichische Lösung“ der früher von ihm gegründeten Niki geworben hatte. Umso mehr erstaunte dann, als Lauda im März ankündigte, 75 Prozent der Anteile an Europas größten Billigflieger Ryanair zu verkaufen.

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