Flugverkehr auch am Freitag behindert Lufthansa ruft Politik im Tarifstreit um Hilfe

Frankfurt/Main (RPO). Der Piloten-Streik wird auch am Freitag den Flugverkehr bei der Lufthansa-Tochter Cityline erheblich beeinträchtigen. Bis zum Ende des 36-stündigen Ausstandes um 12 Uhr sollen laut Lufthansa insgesamt rund 500 Flüge ausfallen. Weitere Streiks drohen. Nun hat die Fluggesellschaft um Hilfe aus der Politik gebeten.

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Foto: AP

Schon in der vergangenen Woche war die Lufthansa von der Gewerkschaft Verdi bestreikt worden, die mehr Lohn für die Beschäftigten des Boden- und Kabinenpersonals gefordert hatte. Auch im nächsten Jahr drohen Streiks der Gewerkschaft UFO, die mehr Geld für die Flugbegleiter fordert. Aus diesem Grunde bittet die Lufthansa die Politik um Hilfe.

"Wir appellieren an die Politik, einen gesetzlichen Rahmen zu schaffen, der die Konkurrenz von Gewerkschaften innerhalb eines Unternehmens regelt", sagte ein Lufthansa-Sprecher gegenüber unserer Redaktion. "Mehrere Gewerkschaften innerhalb eines Unternehmens führen dazu, dass die einzelnen Arbeitnehmervertretungen sich in ihren Tarifforderungen gegenseitig aufschaukeln", sagte der Sprecher. Dies sei nicht allein ein Problem der Lufthansa. Der Deutschen Bahn AG etwa sei es ähnlich ergangen.

Durch den Streik der Piloten wurden allein am Donnerstag nach Angaben des Konzerns rund 360 von 400 geplanten Verbindungen gestrichen. Die Airline betonte erneut, sie sei bereit, wieder zu verhandeln oder einen Schlichter anzurufen. Für einen Streik gebe es keinen Grund.

Hintergrund für die aktuellen Auseinandersetzung sind die gescheiterten Tarifverhandlungen über einen neuen Vergütungstarifvertrag für das Cockpitpersonal der Fluggesellschaft. Die Pilotenvereinigung Cockpit fordert eine "substanzielle Erhöhung", nannte aber keine Prozentzahl. Außerdem solle es eine Gewinnbeteiligung geben. Eine Sprecherin verwies darauf, dass es es bei Cityline-Piloten seit Anfang 2007 keine Vergütungsentwicklung gegeben habe.

Cockpit lehnt Lufthansa-Angebot ab

Die Lufthansa hatte zuletzt ab Juli 2008 eine Gehaltserhöhung von 3 Prozent und ab Januar 2009 um weitere 2,5 Prozent angeboten. Darüber hinaus sollte es eine Einmalzahlung von 5.000 Euro für jeden Co-Piloten und 7.000 Euro für jeden Kapitän geben. Als Laufzeit waren 18 Monate vorgesehen.

Dieses Angebot hält Cockpit für nicht ausreichend. Man habe der Geschäftsleitung deutliche Signale gegeben, dass nachgebessert werden müsse. Nach Cockpit-Angaben gehören 750 Cityline-Beschäftigte der Vereinigung an, ein großer Teil davon seien Piloten. Genaue Zahlen zur Beteiligung am aktuellen Streik wollte die Sprecherin aber nicht nennen.

Cityline bietet ausschließlich innerdeutsche und innereuropäische Flüge an, im Streikzeitraum waren laut Lufthansa knapp 600 geplant. Damit lag die Ausfallquote bei knapp 90 Prozent.

Frankfurt und Düsseldorf stark betroffen

Die Lufthansa kritisierte das Verhalten von Cockpit. Es liege ein verhandlungsfähiges Angebot auf dem Tisch. Personalvorstand Stefan Lauer kritisierte den Pilotenstreik scharf: Weitere Streiks seien eine Zumutung für die Kunden und schadeten dem Unternehmen, sagte Lauer am Mittwochabend vor Journalisten in Frankfurt am Main und fügte hinzu: "Dialog ist hier der richtige Ansatz."

Die Lufthansa versucht nach eigenen Angaben, die Auswirkungen für die Fluggäste so gering wie möglich zu halten. Die Airports in München, Frankfurt am Main, Hamburg, Stuttgart und Düsseldorf sind nach Worten von Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow besonders betroffen.

Passagiere sollten sich vor Antritt des Fluges im Internet unter Lufthansa.com oder der kostenfreien Hotline 08008506070 informieren.

Unabhängig von Tarif-Auseinandersetzung streitet die Pilotenvereinigung mit der größten deutschen Fluggesellschaft über die Mitbestimmung. Es geht um eine eigene Personalvertretung im Lufthansa-Mutterkonzern. Einen Streik der Lufthansa-Kapitäne in dieser Frage hält der Konzern für rechtswidrig.

Ungeachtet des Streiks der Piloten hatte die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di am Mittwoch mit der Urabstimmung über die Tarifeinigung für die rund 34.000 Beschäftigten des Lufthansa-Bodenpersonals begonnen. Die Abstimmung läuft bis zum kommenden Dienstag. Das Ergebnis werde vermutlich am Mittwoch nächster Woche verkündet. Derweil legten der Airline-Caterer Gate Gourmet und die Gewerkschaft ver.di ihren jahrelangen Tarifstreit bei. Rückwirkend zum 1. August erhalten die Beschäftigten unter anderem 3,55 Prozent mehr Gehalt und ab September noch einmal zusätzlich 1,1 Prozent. Allerdings müssen sie künftig auf ihre bezahlte Frühstückpause verzichten.

(ap)
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