Lange Warteschlangen in Osterferien befürchtet Lufthansa rechnet mit teureren Tickets
Düsseldorf · Der hohe Ölpreis belastet Europas größte Airline. Doch der Konzern hält ein gutes Sommergeschäft für denkbar. Zumindest bis zum Kriegsbeginn kamen massenhaft Buchungen rein, nun warten manche Kunden.
Die Deutsche Lufthansa rechnet damit, dass Flugreisen auf absehbare Zukunft teurer werden. Das kündigte der Konzernvorstand auf der digital übertragenen Bilanzpressekonferenz am Donnerstag an. Der Hauptgrund sei, dass der Preis für Flugbenzin, also Kerosin, wegen des höheren Rohölpreises anziehe, sagte Finanzvorstand Remco Steenbergen. Außerdem würden die Gebühren an Flughäfen und bei der Flugsicherung steigen.
Diese Prognose ist aber nur Teil der Wahrheit: Die Lufthansa-Gruppe hat als strategisches Ziel festgelegt, am Ende der Corona-Krise auf wichtigen Routen nach Möglichkeit die Kapazitäten halbwegs knapp zu halten, um höhere Erlöse aus dem Ticketverkauf zu erzielen. Beispielsweise kann Jens Bischof, Chef des Lufthansa-Ablegers Eurowings, froh sein, dass in Düsseldorf der Wettbewerber Laudamotion verschwunden ist. So kann Eurowings die Preise besser kontrollieren, als wenn es viel Wettbewerb gäbe. Außerdem hat sich die Lufthansa mit Hedging-Geschäften gut gegen die Folgen des hohen Ölpreises abgesichert: Der Konzern habe sich für dieses Jahr bereits 63 Prozent des nötigen Kerosins zu festen Preisen gesichert, sagte Steenbergen. Es trifft Lufthansa also nur teilweise, dass der Ölpreis seit Jahresanfang um 43 Prozent auf nun 112 US-Dollar pro Fass Rohöl der Marke Brent gestiegen ist.
Der Krieg in der Ukraine stand im Mittelpunkt der Pressekonferenz. „Wir leben in einer Zeit, in der etwas Unvorstellbares Europa und den Restder Welt erschüttert“, sagte Vorstandschef Carsten Spohr: „Heute ist kein normaler Donnerstag.“ Eigentlich hatten Unternehmenskenner kürzlich noch erwartet, dass er für dieses Jahr die Rückkehr in die Gewinnzone ankündigen würde, weil wieder mehr gebucht wird, doch wegen des Ukraine-Krieges traut sich die Kranichlinie keine konkrete Prognose für dieses Jahr zu. Als Ergebnis rutschte der Aktienkurs um sechs Prozent ab. Spohr bleibt aber optimistisch: „Die Nachfrage ist weiter hoch, aber die enorme Dynamik der vergangenen Wochen ist seit dem Beginn des Krieges etwas schwächer geworden.“
Der Krieg hat viele Folgen. An einem normalen Donnerstag hätten die Jets von Deutschlands führender Airline rund 4000 Passagiere nach Russland und in die Ukraine gebracht; das hat sich nun erledigt. Flüge nach Asien müssen umgeleitet werden, weil der Luftraum über Russland gesperrt ist. Dies tangiert besonders die Frachtsparte mit Flügen nach China oder Japan, die nun längere Routen mit weniger Last pro Flugzeug fliegen muss, weil mehr Kerosin getankt werden muss. Entsprechend steigen die Kosten pro eingeladenem Container. „Das wird uns einen einstelligen Millionenbetrag im Monat kosten“, so Spohr. Die längeren Routen haben zwei weitere Resultate: Der höhere Kerosinverbrauch mache den Lufttransport noch problematischer für das Klima. Und: Russland erhalte keine Gebühr mehr für den Überflug.
Doch abgesehen vom Ukraine-Krieg ist Spohr optimistisch, die Folgen der Pandemie endlich überwinden zu können. Im gesamten Jahr sollen 70 Prozent so viele Tickets angeboten werden wie vor Corona. 2021 lag das Niveau erst bei 40 Prozent. Die Buchungen für die Oster- und Sommerferien seien fast schon so hoch wie im Jahr 2019, als Corona noch nur als mexikanische Biermarke bekannt war. Spohr sorgt sich nun, dass es zu Engpässen an den Flughäfen kommt, wenn der Verkehr im Frühjahr stark anzieht. Gerade der Airport Düsseldorf als wichtigster Standort des Ablegers Eurowings ist bekannt dafür, dass es dort immer wieder zu Chaos bei den Sicherheitskontrollen kommt.
Zumindest ging es 2021 schon deutlich bergauf: Der Umsatz stieg um 24 Prozent gegenüber dem wirtschaftlichen Katastrophenjahr 2020 auf 16,8 Milliarden Euro. Der Verlust schrumpfte von 6,7 Milliarden Euro auf nun noch 2,2 Milliarden Euro. Die Staatshilfen in Milliardenhöhe wurden zurückgezahlt.