Forderung auf Luftfahrtgipfel Härtere Strafen für sehr späte Landungen

Hamburg/Düsseldorf · So viele Verspätungen wie nie gab es 2018 im Flugverkehr – jetzt wollen Politik und Branche gegensteuern. Dabei soll es künftig teurer werden, sehr spät zu landen.

 Ein Flugzeug startet vom Frankfurter Flughafen (Symbolfoto).

Ein Flugzeug startet vom Frankfurter Flughafen (Symbolfoto).

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Politik, Flughäfen und Airlines wollen sich alle Mühe geben, damit sich ein Chaos-Sommer wie 2018 in der deutschen Luftfahrt nicht wiederholt. Dies war Konsens auf dem Luftverkehrsgipfel am Freitag in Hamburg, zu dem unter anderem Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) eingeladen hatte. „Der Fluggast soll 2019 schon erste Verbesserungen merken“, sagte Scheuer. Lufthansa-Chef Carsten Spohr kündigte an, nächstes Jahr rund 250 Millionen Euro in eine höhere Pünktlichkeit  zu investieren. „250 Millionen Euro zahlen wir dieses Jahr an Kompensationen für Verspätungen oder Flugabsagen“, sagte er, „nächstes Jahr investieren wir ebensoviel, um weitere Flugzeuge und Crews in Reserve zu halten.“

Insgesamt will die Branche an 24 Punkten arbeiten, um eine höhere Zuverlässigkeit  zu erreichen. „Ein sehr guter erster Schritt“, sagt Thomas Schnalke, Leiter des Flughafens Düsseldorf. Er begrüßt insbesondere, dass der Gipfel im März 2019 wiederholt werden soll: „Verbesserungen kommen nicht über Nacht. Daher begrüße ich sehr, den Dialog fortzuführen.“

Als konkrete Schritte sollen Fluglotsen grenzübergreifend tätig sein. Flugzeuge sollen öfter auch in niedrigen Flughöhen fliegen, um Staus am Himmel zu vermeiden. Airlines sollen verspätete Flüge schneller abfertigen, Lufthansa und Eurowings wollen Flugpläne entzerren. Auch Condor will pünktlicher werden und begrüßt die Ergebnisse des Gipfels.

Die Bundesregierung will sich weiter dafür einsetzen, dass Flüge innerhalb Deutschlands stärker durch Bahnangebote ersetzt werden – Scheuer lobte da insbesondere die neue Bahnroute Berlin-München. Allerdings gibt es bisher keine Anzeichen, dass Lufthansa die eigentlich unsinnigen Zubringerflüge von Düsseldorf nach Frankfurt aufgeben will, obwohl die ICE-Strecke zum Frankfurter Flughafen ja sehr schnell ist.

Insbesondere auf Initiative von NRW sollen neue Technologien genutzt werden, damit die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen deutlich effizienter werden. Das unterstützt Johan Vanneste, neuer Leiter des Köln-Bonner Flughafens: „Wir möchten das von uns getestete System Easy Security dauerhaft nutzen.“

Die Schwäche des Treffens war, dass viele erhoffte Reformen erst nach Jahren wirksam werden können. So drängen die Teilnehmer des Gipfels darauf, dass der europäische Luftraum einheitlich kontrolliert wird, doch darüber diskutiert die EU seit mehr als zehn Jahren.

Die Flughäfen würden gerne die Sicherheitsfirmen zur Passagierkontrolle selber steuern statt dies der Bundespolizei zu überlassen. Dafür soll nun ein Gutachten angefertigt werden.

Entgegen einem Vorschlag von Lufthansa soll nicht untersucht werden, ob die vier größten deutschen Flughäfen (Frankfurt, München, Düsseldorf und Berlin-Tegel) ihre Kapazitäten zeitweise senken sollten, um Verspätungen abzubauen. Stattdessen bekennt sich die Erklärung dazu, dass ein „nachhaltiges Wachstum“ des Luftverkehrsstandorts Deutschland gesichert sein soll.

Allerdings soll von sehr späten Landungen abgeschreckt werden, indem solche Jets dann relativ gesehen noch höhere Landegebühren zahlen. „Eine vernünftige Idee“, sagt Helmar Pless, Vizepräsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm.

Der Gipfel fordert auch, dass Passagiere bei Verspätungen besser informiert werden. Es solle zentrale Anlaufstellen für Reisende geben, damit diese Informationen und Entschädigungen einfordern könnten. Daran anknüpfen will Bundesverbraucherministerin Katharina Barley, die „jetzt zügig das Gespräch mit den Fluggesellschaften suchen“ will. „Mir geht es darum, bei den Entschädigungsverfahren zu schnellen und guten Lösungen für die Kundinnen und Kunden der Airlines zu kommen“, sagte die SPD-Politikerin. Die Fluggesellschaften müssten für einfache Entschädigungsverfahren sorgen. Dies müsse über effiziente digitale Verfahren möglich sein, so Barley: „Kundinnen und Kunden haben ein Recht darauf, ihre Ansprüche ohne Verlust von Zeit und Geld zu erhalten.“

Dem schließt sich Klaus Müller an, Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen: „Das Frühwarnsystem für verspätete oder gestrichene Flüge sollte auch genutzt werden, um die berechtigten Entschädigungsansprüche automatisiert auszuzahlen.“ Er ergänzt: „Man merkt, dass an dem Gipfel keine Verbraucherschützer beteiligt waren. Es fehlen beispielsweise als Ziel bessere Informationen schon im Flugzeug über Passagierrechte.“

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