Linke kritisiert auch GDL Lokführer lehnen Schlichtung ab

Düsseldorf · Bis in die Nacht hat die Bahn gestern noch versucht, die Lokführer von ihren Streikplänen abzubringen. Von der Suche nach einem Schlichter war die Rede, auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) zur Besonnenheit.

Doch GDL-Chef Claus Weselsky lehnte ein Schlichtungsverfahren vorerst ab und wollte in der Nacht zu heute mit dem längsten Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn beginnen.

Bis zum frühen Montagmorgen sollen in Deutschland kaum noch Züge rollen; den Güterverkehr der Bahn blockieren die Lokführer schon seit gestern Nachmittag. Mit Ersatzfahrplänen will die Bahn im Fernverkehr trotzdem noch ein Drittel der Züge fahren lassen; im westdeutschen Regionalverkehr etwa die Hälfte. Nach Angaben eines Sprechers werden in NRW heute rund eine Million Fahrgäste von dem Streik betroffen sein.

Die Lokführer wollen einen eigenständigen Tarifvertrag für Zugbegleiter erzwingen, für die bislang die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft verhandelt. Außerdem wollen sie fünf Prozent mehr Einkommen und eine kürzere Wochenarbeitszeit. Nach der nunmehr sechsten Streikaktion der GDL im laufenden Konflikt lehnte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber gestern ein weiteres Angebot ab. Selbst Experten wagen keine Prognose für den Ausgang des eskalierten Konflikts.

Voraussichtlich halbwegs normal rollen soll heute zum Beispiel der Regionalzug RE 1 von Aachen bis Hamm sowie der RE 6 von Düsseldorf über Duisburg und Essen nach Dortmund. Der RE 4 von Aachen über Mönchengladbach nach Düsseldorf und Dortmund soll ebenso ausfallen wie der RE 7 von Krefeld über Neuss nach Wuppertal. Andere Regionalbahnen wie der RE 3 von Düsseldorf nach Hamm und die Nordwestbahn von Düsseldorf nach Kleve fahren ungehindert, weil sie von Wettbewerbern der Bahn betrieben werden. Sämtliche Sonderzüge zu Fußball-Bundesligaspielen fallen aus. Auch der S-Bahn-Verkehr werde stark beeinträchtigt sein, hieß es.

Die deutsche Wirtschaft warnte vor gravierenden Folgen für die Unternehmen. "Das maßlose Verhalten der GDL ist verantwortungslos und führt zu enormen volkswirtschaftlichen Kosten", hieß es beim Bundesverband der Deutschen Industrie. Auch die Linke, die traditionell gewerkschaftsfreundlich ist, geht auf Distanz zur GDL: "Die Lohnforderungen der Lokführer sind richtig, der Streik ist falsch, weil er die Belegschaft spaltet", sagte Parteichef Bernd Riexinger. Genauso falsch sei es, wenn die Regierung dies zum Vorwand nehme, nun das Streikrecht zu schwächen.

Zu den Gewinnern des Bahn-Streiks gehören die Fernbusse. Das Münchner Unternehmen Flexibus hatte gestern zehnmal höhere Zugriffszahlen. Die Busunternehmen wollen bis Montag Metropolverbindungen etwa von Düsseldorf nach Berlin verstärken.

(RP)
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