Studie der Ilo Lohnwachstum in der Finanzkrise halbiert
Berlin (RP). Wegen der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise haben sich die Lohnzuwächse weltweit nahezu halbiert. Das geht aus dem Jahresbericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) hervor, der unserer Zeitung exklusiv vorliegt und heute in Berlin präsentiert wird.
Lohnspiegel: Wer verdient wie viel?
Demnach legten die Reallöhne 2009 im weltweiten Durchschnitt nur noch 1,6 Prozent zu — nach 2,8 Prozent im Jahr 2007 vor Ausbruch der Wirtschaftskrise. Im Krisenjahr 2008 stiegen die Löhne weltweit um lediglich 1,5 Prozent. Noch deutlicher wird die Auswirkung der Krise auf die Löhne, wenn die Zahlen für China, die sich nach der offiziellen chinesischen Statistik nur auf bestimmte staatsnahe Betriebe beziehen, unberücksichtigt bleiben: Ohne China beschränkte sich der Zuwachs der Löhne weltweit im Jahr 2009 auf nur 0,7 Prozent und 0,8 Prozent in 2008. In den G-20-Staaten (ohne China) gab es 2008 und 2009 jeweils sogar nur eine Lohnsteigerung von 0,5 Prozent.
In Deutschland sind nach Angaben der ILO die Reallöhne bis einschließlich 2009 drei Jahre in Folge zurückgegangen. In der Krise war ein Grund die Kurzarbeit. Die durch die Kurzarbeit reduzierten Arbeitszeiten führten für die Arbeitnehmer zu Lohneinbußen. Während die durchschnittlichen Stundenverdienste von 2007 bis 2009 um 2,4 Prozent stiegen, sanken die Monatseinkommen deutscher Arbeitnehmer im gleichen Zeitraum um 1,0 Prozent. Der Bericht lobt die Kurzarbeit als erfolgreiches Modell, um Arbeitsplätze zu erhalten. Die Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf würdigt Deutschlands Modell mit Kurzarbeit, Arbeitszeitkonten und sozialpartnerschaftlichem Dialog als beispielhaft für die Krisenbekämpfung.
Der Bericht zeigt außerdem, dass sich der Anteil der Niedriglöhner in mehr als zwei Dritteln der insgesamt 155 untersuchten Länder erhöht hat. Es bestehe die Gefahr, dass in diesen Ländern viele Menschen den Anschluss verlieren.
