"Keine Frage, hier ist ein Fehler passiert" Lidl rudert im Streit um Kreuze auf Verpackungen zurück

Bonn · Der deutsche Discounter-Konzern Lidl ist wegen einer eigenwilligen Verpackungsgestaltung in mehreren europäischen Ländern in die Kritik geraten. Als Reaktion will das Unternehmen nun schnellstmöglich das Design der Produkte mit wegretuschierten Kreuzen ändern.

 Eine Packung mit Moussaka der Lidl-Eigenmarke Eridanous liegt vor einem Lidl-Schild. Das Verpackungsdesign wird dafür kritisiert, dass ein Kreuz auf der Kirchenkuppel wegretouchiert wurde.

Eine Packung mit Moussaka der Lidl-Eigenmarke Eridanous liegt vor einem Lidl-Schild. Das Verpackungsdesign wird dafür kritisiert, dass ein Kreuz auf der Kirchenkuppel wegretouchiert wurde.

Foto: dpa, scg tba

"Es war nie und wird auch nie unsere Absicht sein, mit unseren Produkten oder der Produktgestaltung weltanschauliche Positionen zu vertreten", erklärte Lidl am Mittwoch auf Anfrage. Ob die Änderung ein ganz neues Design oder eine Überarbeitung des retuschierten Fotos bedeutet, ließ das Unternehmen offen. Das Thema werde "nun mit höchster Priorität" behandelt.

Das Unternehmen hatte auf Fotos für das Design griechischer Produkte die Kreuze orthodoxer Kirchen auf der Insel Santorin wegretuschieren lassen. Darüber zeigte sich auch der Prager Kardinal Dominik Duka empört. In einer Stellungnahme kritisierte der katholische Geistliche den "beispiellosen Akt". Kritik äußerten in den Medien auch die katholischen Kirche und die Behörden von Santorini.

Es sei Bestandteil der eigenen Handelspolitik, "die religiöse und politische Neutralität einzuhalten", betonte die internationale Supermarkt-Kette zunächst nach ersten kritischen Reaktionen aus Belgien. Mittlerweile hat sich der Konzern nach zunehmender Kritik in den Sozialen Netzwerken entschuldigt: "Keine Frage, hier ist ein Fehler passiert, das tut uns leid", hieß es etwa in einem Beitrag auf der Facebook-Seite von Lidl Österreich: "Wir entschuldigen uns bei allen, die sich durch die Gestaltung verärgert fühlen." Auf dem deutschen Facebook-Auftritt war keine Stellungnahme zu finden. Auch kritische User-Aussagen blieben unkommentiert.

Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) teilte das Unternehmen nun mit: "Es tut uns leid, wenn wir mit der Produktgestaltung unserer Eigenmarke 'Eridanous' für Unmut bei unseren Kunden gesorgt haben." Im Zuge der letzten Überarbeitung der Produktverpackung sei ein Fehler gemacht worden.

Kardinal Duka teilte mit, er werde trotz der Entschuldigung einen "bitteren Beigeschmack nicht los". Er wisse, "dass gerade in Griechenland, wo die absolute Mehrheit der Bevölkerung praktizierende orthodoxe Christen sind, etwas Derartiges eine kulturlose und barbarische Handlung" sei. Es gehe zwar "nur" um die Verfälschung von Fotografien, aber es sei zu befürchten, "dass es demnächst zur Entfernung wirklicher Kreuze auch aus Kirchen kommen könnte".

Die Münchner evangelische Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler kündigte am Dienstag wegen der wegretuschierten Kreuze an, nicht mehr bei dem Discounter einkaufen zu wollen. Auf Twitter schrieb sie wörtlich: "#Lidl hat auf griechischen Produkten Kreuze wegretouchieren lassen: 'Respekt vor religiöser Vielfalt'. Aus Respekt gehe ich da nicht mehr hin."

Die CSU sprach sogar von Skandal. "Unsere Haltung ist klar: Wir bekennen uns zur christlichen Prägung Europas. Das Wegretuschieren von Kreuzen auf Verpackungen ist ein Skandal", hieß es auf Twitter.

(felt)
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