Chemiekonzern hält nichts von CDU-Plänen Lanxess warnt vor Importstopp und lobt Habeck

Der Chemiekonzern Lanxess stoppt sein Geschäft in Russland. Von einem Importstopp bei Nord Stream 1, den CDU-Chef Friedrich Merz fordert, hält Lanxess-Chef Matthias Zachert nichts. Man müsse die Folgen für Industrie und Verbraucher bedenken. Lanxess schaffte 2021 einen Gewinnsprung und erhöht die Dividende.

 Lanxess-Zentrale in Köln.

Lanxess-Zentrale in Köln.

Foto: dpa/Oliver Berg

Der Chemiekonzern Lanxess blickt mit Sorge auf den Krieg gegen die Ukraine: „Wir verurteilen den Krieg auf Schärfste, meine Generation hat so eine Aggression noch nicht erlebt“, sagte Lanxess-Chef Matthias Zachert bei der Vorstellung der Bilanz für 2021. Lanxess hat die Investitionen in Russland umgehend ausgesetzt, das Geschäft mit russischen Kunden eingestellt und  200.000 Euro als Soforthilfe gespendet. Von der Forderung von CDU-Chef Friedrich Merz, nun die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 von Seiten des Westens zu schließen, hält Zachert nichts: „Wenn man moralisch draufschaut, ist die erste Reaktion ,sofort abstellen‘ verständlich. Doch man muss die Konsequenzen bedenken.“ Industrie und Haushalte in Deutschland seien bei Öl und Gas massiv abhängig von Russland, der Benzinpreis könnte auf bis zu fünf Euro steigen.

Beeindruckt zeigte sich Zachert von der Bundesregierung: „Ich bewundere die rationalen Aussagen von Wirtschaftsminister Robert Habeck und die klare Position von Kanzler Olaf Scholz. Die Grünen springen über ihren Schatten.“ Die Bundesregierung prüfe erst genau die Konsequenzen, um dann harte Entscheidungen zu fällen.

Auch der Verband der chemischen Industrie (VCI) warnte vor einem europaseitigen Embargo: „Die Lage in der Ukraine ist furchtbar. Trotz großer Anteilnahme für die Menschen ist es nicht redlich, die Folgen eines Gasstopps kleinzureden. Anlagen der Chemie- und Pharmabranche kann man nicht beliebig aus- und wieder anschalten“, sagte VCI-Chef Wolfgang Große Entrup am Freitag. „Habeck agiert in dieser schwierigen Lage äußerst verantwortungsbewusst. Er weiß um die Auswirkungen eines Importstopps – besonders bei Erdgas – für die Wirtschaft und die Versorgung der Bevölkerung.“

Beim Verkauf spielen Russland und die Ukraine für Lanxess keine große Rolle: In beiden Ländern zusammen macht Lanxess einen Umsatz von 60 Millionen Euro, das sind weniger als ein Prozent. Lanxess hat 45 Mitarbeiter in Russland. Geschäftlich liegt das Hauptproblem für Lanxess in den steigenden Energiekosten. Diese könnten bald das Niveau der Personalkosten erreichen, so Lanxess.

Im vergangenen Jahr konnte Lanxess die steigenden Kosten für Rohstoffe wegen der hohen Nachfrage weitgehend an die Kunden weiterreichen, bei den Energiekosten klappte dies aber nur zum Teil. Entsprechend sank die operative Rendite etwas. Gleichwohl schaffte der Konzern 2021 einen Gewinnsprung: Der Gewinn (Ebitda) legte um 17 Prozent auf 1,01 Milliarden Euro zu. Der Umsatz stieg um rund 24 Prozent auf 7,5 Milliarden Euro. „Wir haben ein Jahr des Wachstums angekündigt – und das haben wir allen Widrigkeiten zum Trotz abgeliefert. Die extremen Steigerungen auf der Kostenseite konnten wir weitgehend in den Markt weitergeben", sagte Zachert.

Die Aktionäre sollen für 2021 eine um fünf Cent erhöhte Dividende erhalten und 1,05 Euro je Aktie bekommen. Das ist der höchste Wert, seit das Unternehmen vom Mutterkonzern Bayer abgespalten wurde. Lanxess hat 15.000 Mitarbeiter, davon über 3000 in Leverkusen. Auch im Corona-Jahr wagte man sich an Zukäufe: Lanxess kaufte das US-Unternehmen Emerald Kalama, das zu dem Umsatzanstieg beitrug. Es war die zweitgrößte Akquisition. Damit stieg Lanxess zu einem der führenden Anbieter von Produkten für Aroma- und Duftstoffe auf.

Für das laufende Jahr ist Zachert trotz anziehender Kosten zuversichtlich.  Die Aktie legt um über vier Prozent zu. Die Folgen des Ukraine-Kriegs seien aber noch nicht absehbar, so der Kölner Konzern.

Mit Sorge sieht Zachert, dass die Entsorgungsanlage in Leverkusen-Bürrig, bei der es im Juli eine schwere Explosion gegeben hatte und bei der sieben Menschen gestorben waren, noch nicht wieder in Betrieb ist. Der Chemiepark-Betreiber Currenta kläre umfassend auf, die Landesregierung kontrolliere das genau. Sicherheit gehe immer vor. „Currenta und die Anlage sind wichtig für den Chemiepark“, sagte Zachert. Sonst müsste man auf Dauer Anlagen herunterfahren oder den Abfall, der eigentlich in Bürrig entsorgt wird, über Straßen zu anderen Entsorgungseinrichtungen transportieren.

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