Nach Foodwatch-Kritik Hersteller streicht umstrittene Kakao-Werbung

Berlin/Köln · Ist gesüßter Kakao ein gesundes Getränk für Schulkinder? Die Verbraucherorganisation sagt „Nein“ und bringt den Schulmilch-Lieferanten Landliebe dazu, bestimmte Werbe-Aussagen nicht mehr zu verwenden.

 Trinkpäckchen mit Kakao in einer Grundschule (Symbolbild).

Trinkpäckchen mit Kakao in einer Grundschule (Symbolbild).

Foto: dpa/Marcel Kusch

Der Schulmilchlieferant Landliebe zieht Werbung wie „Kakao steigert die Intelligenz“ zurück und reagiert damit auf Kritik der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch. „Diese Bedenken von Foodwatch nehmen wir ernst und haben entschieden, diese Aussagen künftig nicht mehr zu verwenden“, kündigte der Konzern FrieslandCampina an, zu dem Landliebe gehört. Gerügt habe Foodwatch formal-juristische Mängel, die man aufgreife. Zugleich verteidigte das Unternehmen in dem Statement von Freitag die staatliche Förderung des Kakaos im Schulmilchprogramm.

Nach Darstellung von Foodwatch hat Landliebe nach einer Abmahnung des Vereins eine Unterlassungserklärung unterschrieben. Demnach dürfen bestimmte Werbeaussagen zu gezuckerter Schokomilch nicht mehr verbreitet werden. Unter anderem verzichtet Landliebe nach der Unterlassungserklärung in Broschüren oder auf Websites auf folgende Aussagen:

  • „Kakao zum Frühstück verursacht weniger Karies als Wasser“
  • „Kakao schmeckt und macht geistig fit“
  • „Kakao steigert die Intelligenz und Konzentration“

Trotzdem betonte Landliebe in der Erklärung, dass die kritisierten Aussagen sachlich zutreffend und wissenschaftlich untermauert seien. Die Unterlassungserklärung liegt der Nachrichtenagentur dpa vor.

Foodwatch ging auch mit Bundesländern ins Gericht, die das Schulmilchprogramm unkritisch mitgemacht hätten. „Wenn es den Bundesländern um die Gesundheit der Kinder und
nicht um den Profit der Milchindustrie geht, sollte mit dem
Zuckermilchprogramm in Schulen nun endlich Schluss sein“, sagte Vereins-Geschäftsführer Martin Rücker.

Die Verbraucherorganisation forderte Nordrhein-Westfalen, Berlin und Brandenburg auf, die Subventionen für Milchgetränke
mit Zuckerzusätzen an Schulen zu stoppen. Die einzelnen Schulen entscheiden selbst darüber, ob sie an dem Programm teilnehmen. Auch von Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) erwarte Foodwatch ein deutliches Signal gegen staatliche Förderung von Zuckerkonsum an den Schulen, sagte Foodwatch-Vertreter Rücker. Die NRW-Regierung hatte im August angekündigt, dass sie Erdbeer- und Vanillemilch nicht mehr fördere, Kakao aber schon.

FrieslandCampina wies darauf hin, dass es gute Gründe gebe, dass nicht nur Milch, sondern auch zuckerhaltiger Kakao gefördert werde. Denn nicht alle Kinder würden pure Milch mögen. „Auch diese Kinder sollen die Möglichkeit erhalten, in den Genuss von subventionierten Milcherzeugnissen zu kommen.“ Dabei bleibe Landliebe deutlich unter der staatlichen Vorgabe für Schulkakao von 7 Prozent. „Wir finden es daher immer noch deutlich besser, wenn Kinder, die keine Milch mögen, zu Schulkakao greifen statt zu herkömmlichen Erfrischungsgetränken.“ Unter anderem würden die Kinder durch das Programm mit Kalzium versorgt.

(wer/dpa)
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