Ex-SPD-Chef Kurt Beck berät Pharmakonzern Boehringer

Berlin/Ingelheim · Wie Gerhard Schröder und Roland Koch wechselt der frühere Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz in die Wirtschaft.

Wenn ihre Karriere fast zu Ende ist, bieten frühere Spitzenpolitiker ihre Expertise und Erfahrungen gern großen Wirtschaftsunternehmen an: So hat es jetzt auch Kurt Beck getan, der langjährige Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz und frühere SPD-Vorsitzende. Der 64-Jährige berät bereits seit Juni den Pharmakonzern Boehringer Ingelheim an dessen Stammsitz in Rheinland-Pfalz.

Beck gehört einem fünfköpfigen Expertenkreis an, der dem Gesellschafterausschuss und der Unternehmensleitung von Boehringer zur Seite steht. "Kurt Beck kennt uns als Unternehmen aus seiner früheren Funktion. Die Gesellschafter haben ihn als erfahrenen und verlässlichen Gesprächspartner kennengelernt", sagte ein Boehringer-Sprecher. Das Beratergremium tage fünf Mal im Jahr zusammen mit dem Gesellschafterausschuss und der Unternehmensführung. Im Ausschuss sitzen sechs Vertreter der Gesellschafter des Familienunternehmens. "Über die Dotierung von Kurt Beck kann ich keine Angaben machen", sagte der Sprecher.

Der einst dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands ist nur der letzte auf der langen Liste jener Politiker, die in die Dienste großer Unternehmen getreten sind. Nach seiner gescheiterten Wiederwahl 2005 war Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder an die Spitze des Aufsichtsrats des Pipeline-Konsortiums NGEP gewechselt, an dem die russische Gazprom beteiligt ist. Schröder soll dort eine halbe Million Euro im Jahr verdienen. Ein Paukenschlag auch der Wechsel des früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch zum Baukonzern Bilfinger, dessen Vorstandschef er im Sommer 2011 wurde.

Empörung in der Opposition löste zuletzt der geplante Wechsel des erst Ende September ausgeschiedenen Staatsministers im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), zum Autokonzern Daimler aus. Der 47-Jährige wird zum Jahresende Cheflobbyist des Unternehmens. Kritiker argwöhnten, seit der Entscheidung über den Wechsel von Klaedens vor Monaten habe Daimler mit am Kabinettstisch gesessen.

Becks neuer Job bei Boehringer kommt der eines Cheflobbyisten allerdings weniger nah als die Aufgabe von Klaedens bei Daimler. Er habe bisher einmal an einer Sitzung des Beratergremiums teilgenommen, hieß es bei Boehringer. Beck, der im Januar nach 18 Jahren als Ministerpräsident von Malu Dreyer (SPD) abgelöst wurde, steht im Hauptberuf an der Spitze der Friedrich-Ebert-Stiftung der SPD und bleibt auch Verwaltungsratschef des ZDF.

(mar)
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