5000 Mitarbeiter streiken Kulturschock bei Eon

Düsseldorf (RP). 5000 Mitarbeiter von Eon folgten dem Aufruf der Gewerkschaft Verdi. Sie demonstrierten lautstark in Düsseldorf gegen den befürchteten Abbau von 9000 Stellen. So etwas hatte es nicht gegeben, als das Sagen noch die IG BCE hatte. Doch selbst deren Mann im Eon-Vorstand ist geschwächt.

Eon-Mitarbeiter demonstrieren
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Für gewöhnlich ist der Platz vor der Eon-Zentrale in Düsseldorf ein Ort, an dem Mitarbeiter ihren Espresso genießen, über Ausstellung im benachbarten Museum oder gut laufende Geschäfte parlieren. Doch bei Eon ist nichts mehr, wie es war.

5000 Mitarbeiter aus sieben Ländern demonstrierten dort gegen das Sparprogramm "Perform to Win", dem laut der Gewerkschaft Verdi 9000 Stellen zum Opfer zu fallen drohen. Auf den Plakaten hieß es: "Perform to win = licence to kill", "Global investieren, lokal ruinieren" oder der zeitlose Spruch: "Wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht."

Verdi-Bundesvorstand Sven Bergelin forderte Eon auf, betriebsbedingte Kündigungen bedingungslos auszuschließen. Zwar wolle Eon Kündigungen grundsätzlich vermeiden. Doch die Forderung nach mehr Mobilität der Mitarbeiter laufe auf Stellenabbau hinaus. "Was heißt es für eine alleinerziehende Mutter, die heute einen Job in Hannover hat und morgen nach München soll? Da kann sie doch auch gleich kündigen", rief er. "Der Konzern hat jede Menge Kohle, die er nur falsch verteilt."

Eon-Vorstandschef schweigt

Eon-Vorstandschef Wulf Bernotat sah sich das Spektakel vor Ort an, sprach aber nicht zu den Mitarbeitern. Sein Sprecher Peter Blau erklärte: "Eon wird Tarifverträge nicht antasten und will wenn möglich auch auf betriebsbedingte Kündigungen gänzlich verzichten."

Eine solche Demonstration hatte weder Eon noch das Vorgängerunternehmen Veba bislang erlebt. Zwar hatte es immer wieder mal Entlassungswellen gegeben, doch für die hatte man sich mit der Chemiegewerkschaft IG BCE friedlich auf üppige Sozialpläne geeinigt. Doch seit Eon die Chemie-Tochter Degussa verkauft hat, hat die Gewerkschaft immer weiter an Einfluss verloren, drei Viertel der gewerkschaftlich organisierten Eon-Mitarbeiter gehören zu Verdi.

Der IG BCE-Mann im Eon-Vorstand, Christoph Dänzer-Vanotti, führt nicht einmal mehr die Verhandlungen über das Sparpaket, obwohl er der Personalvorstand ist. Das macht sein Mitarbeiter, Personalchef Frank Heberger.

Bernotat soll sogar versucht haben, Dänzer-Vanotti an ein anderes Energie-Unternehmen wegzuloben, heißt es in Aufsichtsratskreisen. Nur die schützende Hand von IG BCE-Chef Schmoldt soll das verhindert haben. Schmoldt weiß: Wenn Dänzer-Vanotti geht, wird Verdi den nächsten Personalvorstand stellen wollen.

Trotz der Eskalation gestern ist der Konzern zuversichtlich, sich bis Juli mit den Arbeitnehmervertretern auf Eckpunkte für den Sozialplan geeinigt zu haben. Am wenigsten sorgen müssen sich die Mitarbeiter am Standort Düsseldorf machen. Anders sieht es in hannover aus, wo besonders viele Mitarbeiter der IT sitzen, die Eon auslagern will.

(RP)
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