Jobsuche im Kreis Viersen Wo man heute den neuen Job findet
Serie | Grenzland · Filme bei Instagram, Minivideos bei „TikTok“. Immer mehr Firmen gehen dahin, wo bereits ihre Bewerber sind – in soziale Netzwerke.
Dass Nadine Buscher heute im Kulturbereich der Gemeinde Niederkrüchten arbeitet, liegt an deren Instagram- und Facebook-Beiträgen. Buscher gefiel diese Art der Jobpräsentation: „Im Laufe des Bewerbungsprozesses ist mir die Social-Media-Kampagne der Verwaltung auf Facebook und Instagram positiv aufgefallen.“ Dabei habe sie direkt einen ersten persönlichen Eindruck von der Gemeinde und ihren Angestellten gewinnen können.
Dass kleine Gemeinden wie Niederkrüchten mit rund 80 Mitarbeitern in der Kernverwaltung bei der Personalsuche gegen größere Mitbewerber punkten müssen, hat die Gemeinde Niederkrüchten zu dieser Social-Media-Kampagne bewogen. „Durch die Beiträge auf Instagram und Facebook haben wir jüngere Bewerber erreicht“, zieht Niederkrüchtens Wirtschaftsförderer Frank Grusen ein positives Fazit. Die Verwaltung veröffentlichte Beiträge (in einer früheren Version stand irrtümlich „Filme“, die Redaktion) auf Facebook und Instagram, in denen Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereichen ihre Tätigkeiten vorstellten und verrieten, warum sie gerne dort arbeiteten.
Auf diese Kampagne „Meine Gemeinde — meine Perspektive“ von August 2022 baute eine Kampagne auf, „die wir den Unternehmen anbieten, um sich als Arbeitgeber zu präsentieren“, erläutert Grusen. Und das über die Grenzen von Niederkrüchten hinaus. Unter „#perspektiveniederkrüchten“ machen die Bäckerei Stinges aus Brüggen-Lüttelbracht mit; sie gehört zu den größten Arbeitgebern im Kreis Viersen. (Wegen einer Falschinformation war in einer früheren Artikelversion auch der Kartoffelhersteller Weuthen genannt, die Redaktion).
Arbeitgeber würden bei der Mitarbeitersuche unterschiedlich vorgehen, weiß Michael Becker, Sprecher der für den Kreis Viersen zuständigen Arbeitsagentur in Krefeld. Bei kleinen und mittleren Betrieben gerade im Handwerk würden auch immer wieder klassische Zeitungsanzeigen erwähnt. Daneben würden Firmenchefs den Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur oder persönliche Kontakte nutzen. Immer stärker werde das Online-Engagement, etwa über Kanäle wie Facebook, Xing, LinkedIn, Online-Stellenbörsen oder die eigene Homepage. „Es ist etwas anderes, ob ich ein/e Vertriebsleiter/in für den asiatischen Raum suche oder den/die Helfer/in Produktion in Teilzeit. Und es ist auch ein Unterschied, ob es sich um ein Unternehmen mit 100 Mitarbeiter/innen handelt oder ob ein kleiner Einzelhändler eine erste Teilzeitkraft im Verkauf sucht“, sagt Becker. Im Segment Helfer seien etwa Ebay-Kleinanzeigen beliebt.
Warum etwa für die „Landbäckerei Stinges“ die sozialen Medien wie Facebook und Instagram besonders reizvoll sind, erläutert „Stinges“-Marketingchefin Carlotta Stinges-Smeetz: „Zuletzt haben wir ein Video über die noch zu besetzende Stelle bei uns in der Zentrale veröffentlicht, in dem Video die Stelle kurz beschrieben und den Arbeitsplatz gezeigt.“ Ebenso versuche Stinges auch durch Social Media, den Beruf des Bäckers oder des Fachverkäufers im Lebensmittelhandwerk nahbarer zu machen und zum Beispiel die Vorteile einer Ausbildung aufzuführen. „Social Media ist für uns als mittelständisches Unternehmen super wichtig und auch ein Medium, auf das wir nicht mehr verzichten wollen, gerade auch beim Thema Nachwuchs im Handwerk“, so Stinges-Smeetz weiter. Je weniger junge Leute ein Handwerk erlernen wollten, desto wertvoller würden die Menschen, die eins beherrschen. Stinges wolle junge Menschen begeistern und ihnen zeigen, dass das Bäckerhandwerk nicht mehr so ,altmodisch‘ sei, wie viele noch immer dächten.
Vor vier Jahren hat David Bergens, Chef der Niederkrüchtener Softwarefirma Pix, die Online-Initiative „Arbeiten, wo du wohnst“ gestartet. Sein Ziel: Mitarbeiter und Firmen aus der Region zusammenzubringen. Dafür hat er ein Online-Portal eingerichtet, auf denen sich Interessenten kostenfrei mit Logo und Homepage-Link präsentieren. Aktuell gibt es 44 Teilnehmer. Darunter sind die Gemeinden Schwalmtal, Brüggen und Niederkrüchten, außerdem Unternehmen wie Tierfutterhersteller Amiforte und die Ziegelei Laumans aus Brüggen und neu „Foodcons Obst- und Gemüsetechnik“ aus Schwalmtal.
Doch die Corona-Pandemie sorgte für ein Missverständnis, schildert Bergens: „Viele Menschen lasen den Titel ,Arbeiten, wo du wohnst‘ und dachten sofort an Home-Office.“ Dabei wolle er dazu beitragen, dass mehr Menschen Jobs nahe ihres Wohnorts finden und aufs Pendeln verzichten könnten. Jetzt hofft er, dass dieses Missverstädnins durch weniger Home-Office und die steigende Rückkehr an die Arbeitsplätze wieder seltener wird.