Teures Gesundheitswesen Krankenkassen rechnen mit Beitragssatz von bis zu 15,5 Prozent

Berlin (RPO). Gerade erst haben viele Krankenkassen ihre Beitragssätze erhöht, da droht schon wieder der nächste Gebührenschock: Gesundheitsexperten und Vorstände mehrerer Kassen haben bereits weitere Beitragserhöhung angeündigt.Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK), fordert derweil den Verzicht auf die Einführung des Gesundheitsfonds.

Die Experten gehen davon aus, dass der Beitragssatz mit der Einführung des Gesundheitsfonds auf bis zu 15,5 Prozent steigen wird.

Den einheitlichen Satz für 2009 will die Bundesregierung am 1. November festlegen. "Ich halte einen bundesweit einheitlichen Beitragssatz von 15,5 Prozent für das Jahr 2009 für durchaus plausibel", sagte der Vorstandsvorsitzende der Barmer Ersatzkasse, Johannes Vöcking. Allein aus der Reform der ärztlichen Honorare werde sich eine Mehrbelastung von 0,25 Beitragspunkten ergeben.

Der Vorsitzende der Kaufmännische Krankenkasse, Ingo Kailuweit, betonte: "Aus heutiger Sicht ist ein Beitragssatz für 2009 von 15,5 Prozent realistisch." Er begründete seine Einschätzung mit weiterhin hohen Ausgaben für die Krankenkassen. Der ab 2009 bestehende Gesundheitsfonds löse die Ausgabenprobleme der Kassen nicht.

"Mindestens eine 15 vor dem Komma"

Der Chef der Techniker Krankenkasse, Norbert Klusen, geht davon aus, dass der Einheits-Kassenbeitrag 2009 zum Start des Gesundheitsfonds mindestens bei 15 Prozent liegen wird. "2009 wird mindestens eine 15 vor dem Komma stehen. Die meisten Mitglieder werden mehr bezahlen müssen. Nur wenige, die heute bei sehr teuren Krankenkassen sind, werden entlastet", sagte Klusen mit Blick auf den aktuellen Durchschnittssatz von 14,8 Prozent.

Der Gesundheitsfonds und die Einführung des manipulationsanfälligen, morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleichs seien echte Kostentreiber. "Die Umverteilung zwischen den Kassen wird ausgeweitet. Darunter leiden Anreize, wirtschaftlich zu haushalten", sagte Klusen.

Die Kassenchefs bestätigten damit in der Tendenz eine Studie des Münchner Instituts für Gesundheitsökonomik. Dies hatte prognostiziert, dass der Beitragssatz mit Einführung des Gesundheitsfonds gegenüber dem derzeit gültigen Wert um 0,7 Punkte auf 15,5 Prozent steigen werde. Nach der Studie könnten bis zu 90 Prozent aller Beitragszahler betroffen sein - 44 Millionen Menschen.

"Der Fonds ist und bleibt ein Fehlkonstrukt"

DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun betonte die Sorge der deutschen Wirtschaft. "Der Fonds ist und bleibt ein Fehlkonstrukt. Die jetzt schon sicheren Beitragserhöhungen machen Arbeit teurer und vernichten Arbeitsplätze. Stattdessen sollten echte, einkommensunabhängige Prämien kommen, die die Kosten der Krankenversicherung vom Arbeitsverhältnis abkoppeln."

Auch das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) rechnet wegen des Gesundheitsfonds mit steigenden Beitragssätzen und damit zusätzlichen Kosten für die Unternehmen. Nach Schätzungen des IW-Arbeitsmarktexperten Holger Schäfer wären bei einem Anstieg des Beitragssatzes auf 15,5 Prozent ab 2009 "mehrere Zehntausend Jobs" in Gefahr.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand, Michael Fuchs, warnte die Bundesregierung vor einer Anhebung der Krankenkassenbeiträge. Der Satz müsse auf dem "heutigen Niveau bleiben", sagte Fuchs. Das sei nötig, um einen Anstieg der Lohnnebenkosten zu verhindern.

(afp)
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