Deutsches Krankenhaus-Barometer Kliniken geht es wirtschaftlich so schlecht wie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr

Hannover/Berlin · Die Corona-Krise hat dem Personal in Deutschlands Kliniken nicht nur viel abverlangt, die Häuser stehen auch wirtschaftlich schlecht da. Das zeigt das aktuelle Krankenhaus-Barometer. Und auch der Ausblick ist düster.

 Ein Pfleger auf einer Berliner Intensivstation (Archiv).

Ein Pfleger auf einer Berliner Intensivstation (Archiv).

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Trotz umfangreicher staatlicher Hilfen zur Bewältigung der Corona-Pandemie geht es den Krankenhäusern in Deutschland wirtschaftlich so schlecht wie seit über 20 Jahren nicht. Das geht aus dem aktuellen Krankenhaus-Barometer des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) hervor, über das das „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ (Montag) berichtet.

Danach rechnen 60 Prozent der Krankenhäuser für das abgelaufene Jahr 2021 mit wirtschaftlichen Verlusten. Gegenüber dem Vorjahr dürfte sich damit der Anteil der Kliniken, die rote Zahlen schreiben, verdoppeln, erklärte die Deutsche Krankenhausgesellschaft. Eine so düstere Lage habe es seit der erstmaligen Erhebung des Krankenhaus-Barometers im Jahre 2000 noch nicht gegeben, warnte DKG-Chef Gerald Gaß gegenüber dem RND.

Aktuell stufen der Umfrage zufolge nur noch elf Prozent der Krankenhäuser ihre wirtschaftliche Situation als gut ein. Für 2022 erwarten lediglich 22 Prozent der Kliniken eine wirtschaftliche Verbesserung.

Ein maßgeblicher Grund für die wirtschaftlichen Probleme ist die geringere Auslastung der Kliniken durch die Pandemie. So wurden planbare Operationen abgesagt, um Behandlungskapazitäten für Corona-Erkrankte freizuhalten. Zudem sind die Behandlungszahlen insgesamt gesunken, weil Patienten aus Sorge vor einer Ansteckung nicht zum Arzt oder in die Klinik gehen.

Gaß lobte vor diesem Hintergrund den Beschluss der Ampelkoalition, die Freihaltepauschalen bis März 2022 zu verlängern. Problematisch sei aber, dass die psychiatrischen Kliniken weiter außen vor blieben, warnte er.

Zugespitzt hat sich der Umfrage zufolge auch die Personalsituation in der Pflege. Vier von fünf Krankenhäusern haben danach Probleme, offene Pflegestellen auf ihren Allgemein- und Intensivstationen zu besetzen. Bundesweit sind rund 22.300 Pflegestellen vakant. Seit 2016 entspricht dies laut DKG einer Verdreifachung der offenen Stellen. Jedes zweite Krankenhaus erwartet zudem laut Umfrage in den nächsten drei Jahren eine Verschlechterung der Personalsituation in der Pflege.

(hebu/epd)
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