Kommentar zum Stop der Mietzahlungen Fragwürdiges Signal der Modekonzerne

Meinung · Konzerne wie H&M und Adidas stoppen Mietzahlungen. Dabei ist der Rettungsschirm keine Einladung, den Vermietern den schwarzen Peter zuzuschieben. In der Krise ist ganz anderes gefragt, wie die Mobilfunkkonzerne zeigen.

 Konzerne wie H&M, Deichmann oder Adidas stoppen Mietzahlungen (Symbolbild).

Konzerne wie H&M, Deichmann oder Adidas stoppen Mietzahlungen (Symbolbild).

Foto: AFP/ODD ANDERSEN

Die einschneidenden Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus sind notwendig, doch sie treffen die Wirtschaft hart. Der Tourismus ist am Boden und noch ist nicht absehbar, wie viele Firmen den Reisestopp überleben. Autokonzerne halten wochenlang ihre Bänder an. Und Non-Food-Händler müssen ihre Läden schließen. Es ist verständlich, dass sie versuchen, die Kosten zu drücken. Dennoch ist das Vorgehen von Adidas, H&M und Deichmann, die die Mietzahlung einstellen, fragwürdig. Falls ihre Verträge mit den Vermietern entsprechende Klauseln enthalten sollten, wäre das zwar ihr gutes Recht. Doch was legal ist, ist nicht immer legitim. Wenn das Land die Krise gemeinsam bewältigten will, ist es wenig hilfreich, den schwarzen Peter so schnell wie möglich weiterzureichen.

Das hat nach heftiger Kritik auch Adidas eingesehen: Der Sportartikel-Hersteller will privaten Vermietern weiter Miete zahlen, wie Konzern-Chef Kasper Rorsted am Sonntag klarstellte. Nur große Investoren sollen leer ausgehen. Das macht den Imageschaden für Adidas zwar kleiner, doch das Grundproblem bleibt: Dass der Staat einen Rettungsschirm für Mieter aufgespannt hat, ist keine Einladung, jetzt die Mietzahlung einzustellen und so womöglich Vermieter in Not zu bringen. Die Pflicht zur Zahlung der Mieten bleibt bestehen, der Staat schützt Mieter, die wegen der Krise im Zahlungsverzug sind, lediglich vor der Kündigung. Zudem muss ein Mieter seine Notlage auch nachweisen, was einem potenten Konzern wie Adidas schwerfallen dürfte.

Dass es auch anders geht, zeigen Mobilfunkkonzerne, die freiwillig auf die Daten-Drosselung verzichten, oder Lebensmittelhändler, die ihren Belegschaften Boni zahlen. Der einseitige Mietenstopp der Sport- und Modehändler ist dagegen das falsche Signal.

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