Kommentar zu Bayers Milliardenvergleich Ende mit Schrecken

Bayer zahlt stolze elf Milliarden Dollar, um die Klagen beizulegen und wieder nach vorn schauen zu können. Die teuerste Übernahme eines deutschen Unternehmens wird damit noch teurer. Ob Monsanto das wert war?

Er sei sehr erleichtert, sagte Bayer-Chef Werner Baumann am Mittwochabend, nachdem der Aufsichtsrat einem Mega-Vergleich zugestimmt hat. Kein Wunder: Unter seiner Regie hatte der Leverkusener Konzern 2018 Monsanto gekauft, um auf zwei gleich starken Beinen (Pharma und Agrochemie) zu stehen. Doch dann machte die Übernahme erstmal nur Ärger. Bayer zahlte so viel, wie kein deutsches Unternehmen zuvor im Ausland ausgegeben hatte - 59 Milliarden Euro. Dann brach eine Klagewelle über Bayer zusammen, vor allem wegen Glyphosat, aber auch wegen des Herbizids Dicamba und des Umweltgiftes PCB. Monsanto hatte sich eben noch nie gescheut, dreckige Chemikalien herzustellen. Auch Agent Orange, das Gift des Vietnamkriegs, kam von der Firma aus St. Louis.

Nun legt Bayer nach langem Zögern wieder eine Rekordsumme auf den Tisch: elf Milliarden Dollar - auch das hat sich ein deutscher Konzern noch nie kosten lassen, um Schadenersatzklagen in den USA abzuwehren. Ein trauriger Rekord. Denn auch wenn der Konzern das Geld durch Verkäufe, Anleihen und künftige Gewinne aufbringen kann - elf Milliarden weniger in der Kasse bedeuten auch, dass der Spielraum für Investitionen deutlich geringer wird. Weitere Jobs will Bayer nach eigener Aussage nicht streichen, doch Geld für große Sprünge wird es auf längere Zeit nicht mehr geben.

Gleichwohl entlastet der Mega-Vergleich Bayer an vielen Stellen: Die Anleger können aufatmen, wie ein Mühlstein hatten die Klagen auf dem Kurs gelastet. Zeitweilig wurde am Markt gar über eine doppelt so hohe Entschädigungssumme spekuliert. Vorstand und Aufsichtsrat können endlich nach vorn schauen anstatt sich wieder und wieder mit Rechtsfragen herumzuschlagen. Damit können auch die anderen Baustellen von Bayer (Pharma-Pipeline, HealthCare-Schwäche) wieder mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Zugleich kann und muss Baumann nun zeigen, dass die Logik seiner Übernahme aufgeht: Dass Monsanto Bayer nicht schwächer, sondern stärker macht. Dann wird auch der Aktienkurs wieder steigen und die Gefahr sinken, dass Bayer selbst übernommen und zerschlagen wird. Der Einstieg von Heuschrecken wie Elliott deutete bereits in diese Richtung. Den Deal beweisen, das ist auch für Baumann selbst wichtig, der sich nun ohne seinen langjährigen Ziehvater Werner Wenning behaupten muss.

Ein Ende mit Schrecken also, das besser ist als ein Schrecken ohne Ende. Doch der Preis für Monsanto liegt damit nochmal höher. Ob der US-Konzern das wert war?

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