Nach Entscheidung der Kommission Kohleausstieg lässt den Markt weitgehend kalt

Düsseldorf/Frankfurt · Die Empfehlungen der Kohlekommission für einen Ausstieg aus dem klimaschädlichen Energieträger haben am Montag nicht zu großen Kursausschlägen bei den Versorgeraktien geführt. Die Papiere von RWE oder Uniper notierten im Handelsverlauf zeitweise leicht im Plus.

 Das RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath I und II in Grevenbroich-Neurath (Archivfoto).

Das RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath I und II in Grevenbroich-Neurath (Archivfoto).

Foto: dpa/Oliver Berg

Die von der Kommission vorgeschlagenen Kompensationen könnten bei den früh anstehenden Stillegungen höhere Kosten wettmachen, die etwa durch eine zügigere Rekultivierung der Braunkohlegebiete anfielen, schrieben die Experten der Commerzbank. Die Stillegung von Kraftwerken könne zudem die Strompreise anschieben.

Die von der Bundesregierung eingesetzte Kommission hatte sich am Samstag auf einen schrittweisen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2038 ausgesprochen. In der ersten Phase solle von 2018 an bis 2022 Anlagen mit 12,5 Gigawatt aus dem Markt genommen werden. Die Commerzbank-Experten gehen davon aus, dass RWE den größten Teil der anvisierten Stilllegungen bei der Braunkohle vornehmen wird. Dabei könne der Versorger vergleichsweise ineffiziente alte 300-Megawatt- und 600-Megawatt-Blöcke aus der Hambacher-Forst-Region ausrangieren.

Uniper könnte auf die Inbetriebnahme des Steinkohlekraftwerks Datteln 4 verzichten, wenn die Entschädigung dafür hoch genug sei. Die frühere E.ON-Kraftwerkstochter hat die Kosten für das Kraftwerk auf über 1,5 Milliarden Euro beziffert. Die Energieexperten von Bernstein gehen davon aus, dass die Kompensationszahlungen nicht ganz so hoch wie die von Uniper angegebenen Einnahmeausfälle von 100 Millionen Euro Ebitda pro Jahr sein werden. RWE könne bei seinen verbliebenen Braunkohlekraftwerken von höheren Preisen profitieren.

Allerdings werden die Großhandelspreise durch den Kohleausstieg nicht in den Himmel wachsen: "Unsere Analysen zeigen, dass die Umsetzung der Beschlüsse zu 3,5 bis 4 Euro je Megawattstunde höheren Großmarktstrompreisen führen würden, als wenn keine Intervention stattfinden würde", sagte der Analyst von Aurora Energy Research, Hanns Koenig. Es gebe dabei zwar Unsicherheiten, was die Rohstoffpreise angehe. Die Kosten hingen stark von den Erdgas-, Steinkohle- und CO2-Preisen ab. Im Großen und Ganzen seien die Kosteneffekte aber zu verschmerzen, für die besonders gefährdete Industrie solle es ja eine Ausgleichsregelung geben.

(mro/Reuters)
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