Stunden vor Termin keine Einladungen Wackelt die Bilanzvorlage bei Air Berlin erneut?

Berlin · Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin kämpft um ihre Zukunft. Nach der überraschenden Verschiebung der Bilanzvorlage in der vergangenen Woche scheint klar, dass das Unternehmen vor tiefgreifenden Veränderungen steht.

Keine Einladungen - Wackelt die Bilanzvorlage bei Air Berlin erneut?
Foto: dpa, Daniel Reinhardt

Es gebe "fortgeschrittene Gespräche über Optionen, die im Fall ihrer Umsetzung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft haben werden", gab die angeschlagene Airline bisher lediglich bekannt. Einzelheiten wurden eigentlich bei der Bilanzvorlage an diesem Donnerstag erwartet. Doch nun wackelt offenbar auch dieser zweite Termin.

Wenige Stunden vor der angekündigten Präsentation war am Mittwoch noch immer keine Einladung mit Ort und Zeitpunkt verschickt worden. Unternehmenssprecher wollten sich nicht mehr zu dem ursprünglich für Donnerstagmittag angesetzten Bilanzvorlage äußern.

Air Berlin ist sei Jahren schwer angeschlagen und steckt schon im zweiten Sparprogramm. Vorstandschef Wolfgang Prock-Schauer und Finanzchef Ulf Hüttmeyer hatten bereits im November ein Minus für 2013 angekündigt - es wäre das fünfte Negativ-Ergebnis in sechs Jahren. Analysten erwarten laut "Handelsblatt" einen operativen Jahresverlust zwischen 114 und 132 Millionen Euro.

Der arabische Großaktionär Etihad sei sehr unzufrieden mit der Sanierung, heißt es. Berichten zufolge will sich Air Berlin nun von der Börse zurückziehen und Etihad mehr Einfluss verschaffen. Die Araber sind derzeit mit knapp unter 30 Prozent an Air Berlin beteiligt. Der "Wirtschaftswoche" zufolge würden sie Deutschlands kriselnde Nummer zwei gern komplett übernehmen. Doch wenn mehr als die Hälfte der Anteile in ausländischer Hand liegen, verliert die Airline Verkehrsrechte in Deutschland. Etihad bräuchte daher jemanden, der die Mehrheit der Stimmrechte hält, den Arabern aber Einfluss gewährt.

Gehandelt werden dafür mehrere Szenarien: Air Berlin könnte von der Börse genommen und in eine GmbH umgewandelt werden. Die Kleinaktionäre, die bisher 38,5 Prozent halten, würden abgefunden. Deutsche Großaktionäre wie der ehemalige Air-Berlin-Chef Joachim Hunold könnten die Mehrheit übernehmen.

Spekuliert wird aber auch, dass Etihad mit mehreren europäischen Airlines eine eigene Regional-Gesellschaft aufbauen könnte. Zunächst müssten die Araber die angeschlagene italienische Alitalia schlucken - die Verhandlungen dazu seien bereits nahezu abgeschlossen, hatten sie Anfang Februar berichtet. Die italienische Airline würde ihre Verkehrsrechte behalten und dann Air Berlin übernehmen. Auch Aer Lingus aus Irland, die Schweizer Darwin Airline und Air Serbia könnten der Gruppe beitreten.

In einem dritten Szenario würde Air Berlin in mehrere Gesellschaften aufgeteilt. Etihad könnte die Zubringerdienste zum Drehkreuz Abu Dhabi übernehmen. Die Ferienflüge blieben in einer kleineren Gesellschaft.

(dpa)
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