Siemens-Chef Kaeser hält gesetzliche Frauenquote für denkbar
München · Der Elektroriese Siemens verändert vorsichtig seine Haltung zu einer gesetzlichen Frauenquote in den Führungsetagen von Unternehmen. Konzernchef Joe Kaeser hält demnach verbindliche Regelungen für den Anteil von Frauen etwa in Vorständen oder Aufsichtsräten zumindest nicht für undenkbar.
Kaeser sagte laut "Handelsblatt" auf einem Netzwerktreffen von Managerinnen in München, er habe es zwar lange nicht für sinnvoll gehalten, für Frauen einen Mindestanteil an Führungspositionen festzuschreiben. "Wenn die Unternehmen das aber nicht selbst schaffen, sollte man in die Richtung denken, ob man das nicht gesetzlich regelt", meinte er. Auch "Spiegel Online" berichtete später über die Äußerungen. Siemens bestätigte am Freitag das Zitat des Vorstandschefs.
Bisher lehnt die Industrie eine feste Quote strikt ab, auch bei Siemens herrschte diese Haltung. Allerdings dürfen die Äußerungen von Kaeser wohl auch nicht überinterpretiert werden. Von einer Forderung nach einer Quote ist Siemens weit entfernt, zunächst müssten die Unternehmen selbst ihre Quotenziele erreichen - erst wenn diese Anstrengungen nicht fruchten, müsse über Alternativen geredet werden.
Siemens war dabei zuletzt selbst in die Kritik geraten, weil der Vorstand künftig wieder rein männlich besetzt sein wird.
Brigitte Ederer musste bereits ihren Posten als Personalvorstand räumen, die für den Einkauf zuständige Barbara Kux scheidet zum Jahresende aus. Kaeser verwies darauf, dass nur jeder achte Ingenieur in Deutschland weiblich sei. Für ein Technologieunternehmen wie Siemens sei dies das Kernproblem bei der Frauenförderung. Insgesamt liegt nach Konzernangaben der Frauenanteil bei Siemens in Deutschland bei 22, bei den Führungskräften bei 12 Prozent. Bis 2015 will Siemens diesen Wert auf 12 bis 13 Prozent erhöhen.
Die deutsche Wirtschaft insgesamt hatte sich vor zwölf Jahren freiwillig verpflichtet, den Frauenanteil in Top-Positionen zu erhöhen - rasch kommen die Unternehmen dabei nicht voran. Die Bedeutung von Frauen im Management betonen aber inzwischen die meisten Firmen. So wünscht sich auch der Vorstandschef des weltweit drittgrößten Konsumgüterherstellers Unilever, der Niederländer Paul Polman, mehr Frauen in Machtpositionen.
"Wenn mehr Frauen Entscheidungen treffen würden, wäre die Welt eine bessere", sagte Polman der "Welt". In seiner Firma sei die Hälfte des Führungsgremiums mit Frauen besetzt, der Anteil von Frauen in Leitungspositionen sei in den vergangenen fünf Jahren von 35 auf 45 Prozent gestiegen.