Antivirus-Pionier McAfee nach Auslieferungsurteil tot in spanischem Gefängnis entdeckt

Madrid · In den USA wurden McAfee Steuervergehen vorgeworfen. Ein spanisches Gericht hatte kürzlich seine Auslieferung vorläufig beschlossen. Den Behörden zufolge deute alles auf „Tod durch Suizid“ hin.

 Der Gründer des ersten kommerziellen Antivirenprogramms, John McAfee, bei einer Konferenz im Jahr 2016 (Archivfoto).

Der Gründer des ersten kommerziellen Antivirenprogramms, John McAfee, bei einer Konferenz im Jahr 2016 (Archivfoto).

Foto: dpa/Ng Han Guan

Der Antivirus-Software-Unternehmer John McAfee ist tot in einem Gefängnis in Spanien aufgefunden worden. Das verlautete am Mittwoch aus Regierungskreisen. Sicherheitspersonal in der Haftanstalt nahe Barcelona habe versucht, ihn wiederzubeleben, teilte die Regionalregierung von Katalonien mit. Sie nannte nicht McAfees Namen. Eine damit vertraute Person bestätigte der Nachrichtenagentur AP, dass es sich um McAfee handele. Der Regierung zufolge sollte zur Todesursache ermittelt werden. „Alles deutet auf Tod durch Suizid hin“, teilte sie mit.

Stunden zuvor hatte das nationale Gericht von Spanien öffentlich gemacht, dass es McAfees Auslieferung an die USA wegen mutmaßlicher Steuervergehen zugestimmt hat. Das spanische Kabinett hätte erst noch zustimmen müssen, damit McAfee ausgeliefert wird. Gegen das Gerichtsurteil hätte Berufung eingelegt werden können.

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Foto: dpa/Gert Eggenberger

Die Staatsanwaltschaft im US-Staat Tennessee wirft McAfee Steuerhinterziehung, Betrug mit Kryptowährungen und Verschwörung zur Geldwäsche vor. Er habe Einkommen aus einer Beratertätigkeit, Redeaufträgen und dem Verkauf der Rechte an seiner Lebensgeschichte für eine Dokumentation nicht angegeben. Die Vorwürfe beziehen sich auf drei Steuerjahre von 2016 bis 2018, wie aus dem Urteil des Gerichts hervorgeht, das am Mittwoch öffentlich gemacht wurde. Auf die mutmaßlichen Steuervergehen steht eine Haftstrafe von bis zu 30 Jahren.

McAfee war im Oktober am internationalen Flughafen von Barcelona verhaftet worden. Er argumentierte in einer Anhörung diesen Monat, dass die Vorwürfe gegen ihn politisch motiviert seien. Sollte er an die USA ausgeliefert werden, würde er den Rest seines Lebens im Gefängnis verbringen, gab der 75-Jährige zu Bedenken.

McAfee hatte Anfang der 90er Jahre seinen Anteil an dem nach ihm benannten Antivirus-Software-Unternehmen verkauft. Zweimal bewarb er sich um die Präsidentschaft der USA. 2016 nahm er an den Präsidentendebatten der Libertarian Party teil.

Der gebürtige Engländer hatte schon in der Vergangenheit rechtliche Probleme. 2012 wurde er für ein Verhör wegen des Todes eines erschossenen Mannes auf Belize gesucht. McAfee sagte der AP damals, dass er von der Regierung von Belize verfolgt werde, wo er lebte. Die Polizei bestritt den Vorwurf. Ein Gericht in Florida ordnete 2019 an, dass McAfee wegen des Todesfalls 25 Millionen Dollar an den Nachlass des getöteten Mannes zahlt.

2019 wurde er in der Dominikanischen Republik aus der Haft entlassen. McAfee und fünf andere Personen standen unter dem Verdacht, auf einer Jacht unterwegs gewesen zu sein, die Waffen mit hohem Kaliber, Munition und Ausrüstung im Militärstil transportiert haben soll, wie die Behörden in der Dominikanischen Republik damals mitteilten.

In einem seiner letzten bekannten Medieninterviews hatte McAfee im November gesagt, dass seine Erfahrung in einem spanischen Gefängnis ein „faszinierendes Abenteuer“ sei. Er habe nicht vor, jemals wieder in die USA zurückzukehren, sagte McAfee der britischen Zeitung „The Independent“.

Wenn Ihre Gedanken darum kreisen, sich das Leben zu nehmen, sprechen Sie mit Freunden und Familie darüber. Hilfe bietet auch die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar – unter 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

(peng/dpa/Reuters)
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