Handelsabkommen mit Japan Die größte Freihandelszone der Welt startet

Brüssel · Zwischen Japan und der EU fallen die Zollschranken. Davon profitieren vor allem die Verbraucher, die Nahrungsmittelproduzenten in Europa und die Autobauer in Japan. Und NRW als wichtiger Investitionsstandort. Die EU weist Kritik der Umweltschützer zurück.

 Containerhafen Tokio: Der Vertrag verbindet 635 Millionen Verbraucher.

Containerhafen Tokio: Der Vertrag verbindet 635 Millionen Verbraucher.

Foto: dpa/Koji Sasahara

Die EU und Japan bilden von nun an die größte Freihandelszone der Welt. Mit dem Inkrafttreten des Handelsabkommens Jefta (Japan-EU Free Trade Agreement) am 1. Februar werden Märkte mit 635 Millionen Menschen verbunden. Ziel ist es, Zölle und andere Handelshemmnisse abzubauen, um das Wachstum anzukurbeln. So könnten europäische Unternehmen jedes Jahr eine Milliarde Euro an Zöllen einsparen, sagte EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Verbraucher in Europa und Japan sollen durch eine größere Auswahl und günstigere Preise profitieren.

Wie profitiert Europa? Mehr als 95 Prozent der Zölle sollen wegfallen. Davon profitieren in Europa vor allem die Nahrungsmittelproduzenten. Sie können künftig Käse, Schokolade, Wein und verarbeitetes Schweinefleisch günstiger nach Japan einführen. Japan ist nach den USA und China die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und damit ein interessanter Absatzmarkt für europäische Unternehmen. Gemeinsam sind die EU und Japan für knapp ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung verantwortlich. Am Export nach Japan hängen in Europa schon jetzt 600.000 Arbeitsplätze.

Wie profitiert NRW? Im Jahr 2017 hatte das deutsch-japanische Handelsvolumen einen Wert 43 Milliarden Euro erreicht. Zugleich investieren Japaner gerne in Deutschland. Das wird ihnen nun leichter gemacht. Nordrhein-Westfalen ist der wichtigste Investitionsstandort für japanische Firmen in Deutschland. Über 600 Firmen aus Nippon haben sich an Rhein und Ruhr angesiedelt. Konzerne wie Fujifilm, Toyota oder Toshiba haben hier ihre Deutschland-Zentrale. Die japanische Gemeinde in NRW ist die drittgrößte in Europa nach London und Paris. Mehr als 7700 Japaner leben allein in Düsseldorf.

Wie profitiert Japan? Die japanische Seite freut sich vor allem auf die Zollsenkungen für Industriegüter, insbesondere Autos. Auf Personenfahrzeuge aus japanischer Fertigung hat die EU bislang eine Abgabe in Höhe von zehn Prozent erhoben, künftig können Toyota und Co. ihre Wagen ohne diese Gebühr nach Europa exportieren. Das kommt auch den Verbrauchern in Europa zugute. Ebenso soll der Zoll für Nutzfahrzeuge (bis zu 22 Prozent) wegfallen.

Bewertung Der Außenhandelsverband BGA nennt das Abkommen mit Blick auf Trumps Abschottungspolitik einen „Lichtblick in dunklen Tagen“. Neben dem wirtschaftlichen Nutzen habe es große symbolische Strahlkraft. Umweltschützer sehen Handelsabkommen hingegen kritisch. Sie meinen, dass diese vor allem den Interessen der Konzerne gerecht werden und das Setzen strenger Standards schwieriger machen. Die EU weist das zurück. Mit dem Japan-Abkommen bekenne man sich zu höchsten Standards bei Sicherheit, Umwelt- und Verbraucherschutz, so EU-Kommissarin Cecila Malmström. Am Sonntag besucht Kanzlerin Merkel Japan, um ein Signal für Freihandel und Zusammenarbeit zu setzen.

(anh/dpa)
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