Hauptversammlung bei der Deutschen Bank Jain überrascht Aktionäre mit Rede auf Deutsch

Frankfurt/Main · Spricht er Deutsch oder nicht? Schon als Anshu Jain bei der Deutschen Bank als Kronprinz gehandelt wurde, trieb die Öffentlichkeit diese Frage um. Seit gut einem Jahr ist der gebürtige Inder mit britischem Pass Co-Chef des Instituts - bei der Hauptversammlung am Donnerstag wandte er sich nun erstmals auf Deutsch an die Aktionäre.

Die Baustellen der Deutschen Bank
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"Dies ist ein bewegender Tag für mich. Jürgen Fitschen und ich sind beide rund 20 Jahre bei der Deutschen Bank", sagte der 50-Jährige - noch etwas holprig, aber mit fester Stimme. Der Investmentbanker verbrachte den Großteil seines Berufslebens in London. Ausgerechnet er sollte die Deutsche Bank führen?, fragten Kritiker vor seinem Amtsantritt. Der damalige Aufsichtsratschef Clemens Börsig beruhigte besorgte Anleger: "Herr Jain lernt Deutsch. Wie Sie wissen, ist Deutsch keine besonders leichte Sprache." Jain selbst warb am Donnerstag erneut um Geduld: "Ich hoffe, bei der nächsten Hauptversammlung ist mein Deutsch etwas besser."

Mit persönlichen Worten schloss der Manager seine gut zehnminütige Rede: "In den vergangenen Monaten verbrachten meine Familie und ich viel Zeit hier in Deutschland. Wir trafen auf Freundlichkeit und Freundschaft. Wir bekamen Rat und Hilfe von so vielen Menschen. In der Deutschen Bank und im privaten Leben. Das tat gut." Vielen Dank dafür von mir, von uns."

Bei dem Aktionärstreffen wurde jedoch auch deutlich, dass Jain weiterhin einen schweren Stand hat: Kaum hatte er das Wort ergriffen, wurde er von Zwischenrufen ("Krisenprofiteure") unterbrochen. Seine Rede auf Deutsch konnte Jain erst fortsetzen, nachdem Ordner eine Handvoll Störer aus dem Saal gebracht hatten.

Fitschen: Haben Fehler gemacht

Jürgen Fitschen, Co-Chef der Deutschen Bank, hat öffentlich Fehler des Finanzkonzerns bei Geschäften in der Vergangenheit eingeräumt. "Ja, in der Vergangenheit wurden Fehler gemacht", sagte er auf der Hauptversammlung. Diese Fehler belasteten die Bank "materiell und - schlimmer noch - sie belasten unseren guten Ruf". Die Deutsche Bank müsse deswegen "das Vertrauen unserer Kunden und das der Gesellschaft insgesamt neu gewinnen". Dieses Vertrauen wieder zu gewinnen, werde "nicht einfach, das geht nicht auf die Schnelle", sagte Fitschen. Dennoch sei er sich sicher, dass es dem Konzern gelingen werde.

Die Deutsche Bank sieht sich mit einer ganzen Reihe von Skandalen und juristischen Auseinandersetzungen konfrontiert. Gegen Mitarbeiter des Konzern laufen unter anderem Untersuchungen der Finanzaufsicht wegen der Verwicklung von Mitarbeitern in die Manipulation international bedeutender Zinssätze. Zudem geht die Staatsanwaltschaft dem Verdacht auf Umsatzsteuerbetrug durch Konzernbeschäftigte im Handel mit Kohlendioxidzertifikaten nach. In diesem Zusammenhang gab es Ende 2012 auch eine Razzia bei der Deutschen Bank.

Auch laufen noch immer juristische Streitigkeiten im Zusammenhang mit der Rolle der Deutschen Bank bei der Pleite des Medienimperiums des verstorbenen Unternehmers Leo Kirch. In den USA muss sich der Konzern für Geschäfte mit Immobilien und Immobilienkrediten vor Gericht verantworten.

Achleitner kündigt Kulturwandel an

Aufsichtsratschef Paul Achleitner will den versprochenen Kulturwandel des Instituts mit einem eigenen Gremium voranbringen. Er kündigte auf der Hauptversammlung am Donnerstag an, der Aufsichtsrat werde einen Ausschuss für Unternehmensintegrität schaffen. Dieser werde sich unter anderem um Rechts- und Reputationsrisiken kümmern sowie um die Änderungen der Bankkultur.

Achleitner und die neuen Bankchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen haben einen Kulturwandel ausgerufen, um das von Skandalen belastete Image des größten deutschen Geldhauses zu verbessern. Kunden- statt Bonusorientierung, heißt die Devise. Fitschen betonte, das sei eine komplexe und anspruchsvolle Aufgabe. "Man kann nicht einfach den Hebel umlegen." Die neue Kultur müsse sich tief im Unternehmen verankern.

(REU/dpa/felt)
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