Experten erwarten Plus von 4,2 Prozent IWF sieht Weltwirtschaft im Aufwind

Washington (RPO). Die Erholung der Weltwirtschaft gewinnt nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds (IWF) an Fahrt. Für Europa geht er allerdings von einem schwächeren Wachstum und anhaltender Unsicherheit wegen der griechischen Schuldenkrise aus. Die weltweite Wirtschaftsleistung werde in diesem Jahr um 4,2 Prozent und im kommenden Jahr um 4,3 Prozent wachsen, hieß es in der am am Mittwoch in Washington vorgelegten IWF-Frühjahrsprognose.

Die Eckpunkte des Frühjahrsgutachtens 2010
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Foto: AP

"Die weltweite Erholung entwickelt sich besser als erwartet", resümierten die IWF-Experten. Noch im Januar hatten sie für dieses Jahr ein weltweites Wachstum von nur 3,9 Prozent prognostiziert. Die höchsten Wachstumsraten werden laut IWF-Schätzung in aufstrebenden Volkswirtschaften wie China zu verzeichnen sein. In der Volksrepublik erwarten die Experten nun für 2010 ein Plus von 10,0 Prozent und für 2011 ein Plus von 9,9 Prozent.

Für Deutschland prognostizierte der IWF wie bereits in einer Prognose vom März ein Plus von 1,2 Prozent in diesem und von 1,7 Prozent im kommenden Jahr. Unter den Industrieländern entwickeln vor allem die USA mehr Zugkraft: Der Aufschwung habe "in den USA einen späteren, aber besseren Start gehabt als in Europa oder Japan", heißt es in dem Gutachten. Die größte Volkswirtschaft der Welt soll der Prognose zufolge in diesem Jahr um 3,1 Prozent und im nächsten Jahr um 2,6 Prozent wachsen. In der IWF-Prognose vom Januar waren die Experten noch von 2,7 Prozent und 2,4 Prozent ausgegangen.

Risiken für die wirtschaftliche Erholung in Europa sieht der IWF in der hohen Verschuldung der Staatshaushalte im Allgemeinen und der Schuldenkrise in Griechenland im Besonderen. Sollten die Sorgen der Märkte über Griechenlands Liquidität nicht unter Kontrolle gebracht werden, "dann könnte dies zu einer ausgewachsenen Schuldenkrise mit der Gefahr der Ansteckung" anderer europäischer Länder führen, warnte der IWF.

Für die Euro-Zone erwartet der IWF ein Plus von nur 1,0 Prozent 2010 und von 1,5 Prozent 2011. Für Deutschland und Frankreich sieht er Anzeichen für eine "moderate Erholung", in Ländern wie Spanien, Griechenland und Irland erwartet der IWF auch für 2010 ein Schrumpfen der Wirtschaftsleistung.

Als bedenklich wertete es der IWF, dass gerade in den europäischen Ländern der Spielraum für weitere staatliche Konjunkturspritzen sehr eingeschränkt sei, wodurch der "zerbrechliche Aufschwung" ungeschützt neuen Rückschlägen ausgesetzt werden könnte. Besonders langsam werde die Erholung zudem in osteuropäischen Staaten mit hohem Budget- und Außenhandelsdefizit ausfallen, so etwa in Rumänien, Bulgarien, Ungarn, Lettland und Litauen.

Unterdessen veröffentlichte die britische BBC ein internes Dokument des IWF, in dem dieser den G-20-Ländern die Einführung eimer Doppelabgabe für Banken vorschlägt. Um die Kosten künftiger Rettungsaktionen abzudecken, sollten Banken zum einen eine als "Finanzstabilitätsbeitrag" bezeichnete Abgabe zahlen, außerdem sollten sie eine Sondersteuer auf Gewinne und Gehaltszahlungen abführen, heißt es in dem von der BBC veröffentlichten Dokument. Die Vorschläge sollten dem G-20-Finanzministertreffen am Wochenende in Washington vorgelegt werden.

(AFP/top)
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